Schrieb Mose den Pentateuch? (Experten)
Schrieb Mose den Pentateuch? (Teil 1)
Geschrieben am 10.01.2002 von Bernhard Knieß
1. Teil: Das Zeugnis der Bibel
Die Frage, wer den Pentateuch (5 Bücher Mose) verfaßt hat, ist weit mehr als eine akademische Streitfrage. Vielmehr hängt daran zu einem guten Teil die historische Glaubwürdigkeit der in diesem biblischen Geschichtswerk geschilderten Geschehnisse, zu denen auch die ersten Schritte der Menschheit gehören (biblische Urgeschichte, 1 Mose 1-11). Darüber hinaus hat Jesus Christus selber die Verfasserschaft des Mose bestätigt (z. B. Joh 5,46). Sollte sich Jesus geirrt haben oder den Irrtum seiner Zeitgenossen nicht korrigiert haben (s. u.)? Trotz dieses Zeugnisses wird in der Theologie die Auffassung, Mose selber habe den Pentateuch verfaßt, in der Regel nicht einmal mehr diskutiert.
Allerdings ist die aktuelle Forschungslage1 zur Entstehung des Pentateuch insofern chaotisch, da die seit den 70er Jahren vorgetragene Kritik des Wellhausenmodells (Scheidung des Pentateuch in die Quellen J = 850 v.Chr., E = 750 v.Chr., D = 621 v.Chr. und P = 444 v.Chr.) in ein beinahe unüberschaubares Spektrum derzeitiger Hypothesenbildung bis hin zum radikalen Thesenverzicht mündete. Kritiker des Wellhausenmodells werfen diesem vor allem dreierlei vor (Zenger, 69-71):
- weitgehendes Versagen der Quellenscheidungstheorie ab Ex 19 bei gleichzeitig minimalem Konsens der Wellhausenanhänger im Detail
- Methodische Schwächen des Modells (mechanistisches Verfahren; abzulehnende Kriterien und mangelhaftes Überlieferungsverständnis, methodische Kopflastigkeit)
- Fragwürdigkeit der vorausgesetzten Religions- und Sozialgeschichte
Hinzu kommt, daß Wellhausen seine Theorien ohne die Ergebnisse der Archäologie und Altertumswissenschaft quasi am grünen Tisch aufstellte.
Ohne im einzelnen auf gegenwärtige Trends zur Hypothesenbildung einzugehen2, kann festgestellt werden, daß sich die Pentateuchforschung in einer geradezu heillosen Verwirrung befindet. Aufgrund dieser Situation und infolge der inzwischen weithin erkannten Ungenügsamkeit des Wellhausenmodells sei es gestattet, die Argumente zugunsten der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch erneut ernsthaft und unvoreingenommen zu prüfen. Dabei wird mancher, der aufgrund des Monopols der historisch-kritischen Methode an unseren Universitäten nur einseitig informiert wurde, überrascht sein, daß die These von der mosaischen Hauptverfasserschaft des Pentateuch in puncto Plausibilität durchaus konkurrenzfähig, nach Überzeugung des Autors sogar überlegen ist. Die Verfasserfrage des Pentateuch ist von äußerster Wichtigkeit, weil sie nicht nur das Verständnis des Inhalts und der Theologie des Pentateuch maßgeblich bestimmt, sondern mit ihr die Rekonstruktion der israelitischen Religionsgeschichte steht und fällt.
Nachfolgend wird die These der mosaischen Hauptverfasserschaft3 des Pentateuch kurz erläutert und mit den Eigenschaften des Pentateuch, dem Zeugnis der Bibel und der Tradition begründet. In einem Fortsetzungsartikel werden die Einwände gegen die mosaische Verfasserschaft entkräftet und die Schwächen der kritischen Position aufgezeigt.
Mose als Hauptverfasser des Pentateuch
Durch die Kennzeichnung Moses als den Verfasser des Pentateuch wird die grundlegende literarische Einheit des Pentateuch postuliert und die Vorstellung von einer mehrere Jahrhunderte in Anspruch nehmenden literarischen Evolution des Pentateuch unter Mitwirkung verschiedener Autoren, Redaktoren, theologischer Schulen usw. entschieden verneint. Einschränkend ist jedoch zuzugeben, daß (1) Josua oder ein Unbekannter den Bericht vom Tod Moses (Dtn 34,5-12) unter der Leitung des Heiligen Geistes als Epilog anfügte, (2) im Laufe der schriftlichen Überlieferung des Pentateuch kleinere Ergänzungen bzw. Aktualisierungen veralteter Ortsbezeichnungen oder Namen vorgenommen wurden und (3) Mose namentlich in der Genesis möglicherweise auf literarische Quellen zurückgriff.4
Die zur Abfassung des Pentateuch nötige Information erhielt Mose auf dreierlei Arten: (1) Seine Ausbildung am ägyptischen Hof eröffneten ihm Zugang zum gesammelten Geschichtswissen seiner Zeit, sei es in Form schriftlicher Quellen (vgl. z.B. Genealogien, Königslisten, Gen 36,31ff) oder mündlicher Traditionen (Geschichte Israels), und versetzte ihn methodisch und schriftstellerisch in die Lage, ein solches Geschichtswerk zu schaffen. (2) Als Augenzeuge des Auszugs und der Wüstenwanderung kannte er den weitaus größten Teil des Inhalts des Pentateuch aus eigener Anschauung (Ex 2,11 – Dtn 34,4). (3) Seine einzigartige geistliche Führungsposition in Israel machte ihn zum einzigartigen Empfänger göttlicher Direktoffenbarungen (Ex 33,9-11), was besonders in Ex 20 – Lev 27 seinen Niederschlag findet. Die Vernachlässigung dieser entscheidenden Informationsquellen Moses seitens der historisch-kritischen Theologie mußte daher zwangsläufig zu fatalen Ergebnissen hinsichtlich der „Quellen“ des Pentateuch führen.
Das Zeugnis der Eigenschaften des Pentateuch5
1. Der Autor kam aus Ägypten.6Der ägyptische Hintergrund des Verfassers des Pentateuch zeigt sich: a) in den zahlreichen exakten und stets zutreffenden Beschreibungen des Landes Ägypten, seiner Geographie, Institutionen, Sitten, Geschichte, Tier- und Pflanzenwelt7, die nach Albright „als spätere Erfindung unerklärlich wären“8, b) in der Verwendung ägyptischer Eigennamen9 und Worte, die in der Regel ägyptische Gegenstände bezeichnen und erst später Bestandteil des hebräischen Sprachschatzes wurden10, und c) in der Erzählperspektive, wonach der Autor sich außerhalb Kanaans befindet.11 Der unleugbare ägyptische Hintergrund des Pentateuch gepaart mit seiner Genauigkeit besonders in nachweislich sehr alten Angaben, findet seine plausibelste Erklärung in der Autorschaft Moses, der „gelehrt war in aller Weisheit der Ägypter“ (Apg 7,22).
2. Der Autor war an das Leben in der Wüste gewöhnt. Die genauen Lagerbeschreibungen in Numeri (4. Buch Mose), die detaillierte Beschreibung der Stiftshütte als transportables Zelt, die geübte Beobachtungsgabe hinsichtlich der Tier- und Pflanzenwelt12, sowie die lebensnahen Schilderungen menschlicher Lebensgewohnheiten in der Wüste können unmöglich aus der Feder eines Schriftstellers stammen, der die Wüste nicht selbst erlebt hatte. Typisch sind die zahlreichen, aus der Naturbeobachtung gewonnenen Wendungen in Prosatexten13. Auch hinsichtlich dieser Eigenschaft des Pentateuch bietet sich Mose als Verfasser an, da er nicht weniger als 80 Jahre seines Lebens in der Wüste verbrachte.
3. Der Autor war Augenzeuge des Auszugs aus Ägypten und der 40-jährigen Wüstenwanderung des Volkes Israel. Obwohl der Inhalt des Pentateuch einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren umfaßt, beschränkt sich Ex 3 bis Dtn 34 auf die Schilderung einer Zeitspanne von rund 40 Jahren, die wiederum sehr ungleichmäßig verteilt sind. Der umfangreiche Abschnitt Ex 12,37 bis Num 10,10 reflektiert die ersten 14 Monate nach dem Auszug, innerhalb dessen die 27 Kapitel des Buches Leviticus ganze 50 Tage umfassen. Bedenkt man ferner, daß das Buch Deuteronomium den Anspruch erhebt, die Reden des Mose in dessen letzten beiden Lebensmonaten zu enthalten, bedeutet dies, daß mehr als die Hälfte des Pentateuch Ereignisse aus nur 16 Lebensmonaten des Mose berichtet. Allein diese inhaltliche Zusammensetzung des Pentateuch spricht stark gegen einen jahrhundertelangen Entstehungsprozeß und für Mose als Autor, der Israels Auszug aus Ägypten und die vierzigjährige Wüstenwanderung des Volkes Israels an vorderster Front miterlebte. Dem entspricht, daß Ex 2,11 bis Dtn 34 alle Merkmale eines typischen Augenzeugenberichts aufweist, wie Interesse an genauer chronologischer Folge der miterlebten Ereignisse14, lebendige Schilderung der Ereignisse15 und Weitergabe einer unübersehbaren Fülle von Details.16 Hinzu kommt, daß Ex 2,11 bis Dtn 34 vollständig aus der Perspektive Moses berichtet. Er ist nicht nur Hauptfigur fast aller historisch-erzählender Teile ab Ex 2, sondern auch der alleinige Vermittler überaus umfangreicher Direktoffenbarungen Gottes.
Diese Überlegungen dürften hinreichend den Schluß begründen, daß der Verfasser Ex 2,11 bis Dtn 34 als Augenzeuge beiwohnte. Ist diese Konsequenz aus der Eigenart des Pentateuch aber einmal akzeptiert, dann gibt es keinen stichhaltigen Grund, an der Verfasserschaft Moses zu zweifeln, da außer ihm nur noch Josua und Kaleb Augenzeugen dieser gesamten Zeitspanne waren.
4. Der Autor war ein ausgebildeter Schreiber jener Zeit. Die hervorragende schriftstellerische Fähigkeit des Verfassers zeugt von einer speziellen Ausbildung und ist neben der Offenbarungsqualität des Inhalts Grund für die einzigartige Wirkungsgeschichte des Pentateuch. Der Autor war mit den literarischen Fertigkeiten der damaligen Zeit bestens vertraut und benutzte verschiedene Gattungen, Stile, Bilder, Wortspiele usw., wovon die formgeschichtliche Erforschung des Pentateuch auf ihre Weise Zeugnis ablegt. Interessanterweise unterscheidet sich der Stil des Pentateuch wesentlich von allen anderen Büchern des AT. Sein antiquierter Charakter zeigt sich sowohl in der Semantik und Phraseologie, als auch in grammatikalischen und formalen Eigenarten17, was wiederum gegen eine späte Abfassung durch die Hand mehrerer Autoren spricht. Mose dagegen besaß sowohl die schriftstellerischen Voraussetzungen für die Konzeption des Pentateuch als auch die geistliche Kompetenz für dessen Wirkungsgeschichte.
Berücksichtigt man die Eigenschaften des Pentateuch hinreichend und unvoreingenommen, dann kann man sich dem Urteil nicht verschließen, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Mose allein die biographischen, literarischen, geistigen und geistlichen Voraussetzungen für seine Autorschaft vereinigt.
Das Zeugnis der Bibel
Die Beweisstellen des Pentateuch umfassen direkte Schreibbefehle Gottes an Mose (z.B. Ex 17,14; 34,27) und Zeugnisse vom Schreiben Moses (Ex 24,4; Num 33,2; Dtn 31,9+22+24). Darüber hinaus wird der Inhalt des Deuteronomiums ausdrücklich auf Mose zurückgeführt (Dtn 1,1-5; 4,44f). Dieser Befund ist aber nicht mit Sellin (Einleitung, 16) dahingehend zu deuten, daß nur bestimmte, besonders gekennzeichnete Abschnitte wie z.B. Ex 17 (Fluch über die Amalekiter), Ex 20-23 (Bundesbuch) und Dtn 32 (Lied Moses) von Mose verfaßt wären. Dagegen spricht, daß der Pentateuch nur Mose als Schreiber bezeugt und von keinem Verfasser des AT so oft dokumentiert ist, daß er schrieb. Außerdem legen bestimmte Wendungen (vgl. Ex 24,4 „alle Worte Jahwes“; Dtn 31,24 „die Worte ganz ausgeschrieben“ u.a.) den Schluß nahe, daß Mose auch für die Niederschrift anderer Teile des Pentateuch zuständig ist, zumal mehrfach gesagt wird, daß er in ein Buch schrieb (Ex 17,14; Dtn 28,58; 31,24). Von einer späteren Ergänzung des Gesetzbuches Moses bzw. von dessen Übernahme in das Werk eines anderen schweigt die Schrift gänzlich.
Besonders der prophetische Charakter des Pentateuch spricht für Mose als Autor. Die Prophetenformel „Und der Herr sprach zu Mose“ (über 150 mal in Ex-Num) leitet meist umfangreiche Jahweworte mit Mose als alleinigen Hörer ein. Folglich ist es äußerst unwahrscheinlich zu meinen, daß ausgerechnet der größte Prophet des AT (Num 12,6-8; Dtn 34,10) diese nur ihm übermittelten Offenbarungen nicht selbst aufgeschrieben haben soll. Am deutlichsten wird dies wohl am Buch Leviticus sichtbar, wo fast alle Kapitel (vgl. Kap 1, 4, 6, 8, 11-25, 27) mit dem Satz beginnen: „Und der Herr sprach zu Mose“, und manche Kapitel ganze Sammlungen solcher Jahweworte enthalten (vgl. Lev 6,1+8+19+24; 22,1+17+26; 23,1+9+23+26+33).
Wie soll diese Fülle komplizierter, gesetzlich-kasuistischer Anweisungen, die innerhalb eines Zeitraumes von nur 50 Tagen geoffenbart wurden, ohne sofortige Niederschrift durch Mose bewahrt und den Priestern, Leviten und dem ganzen Volk Israel gelehrt worden sein? Bedenkt man, daß Lev in der Hauptsache eine Sammlung von Gottesworten darstellt, dann fällt es schwer zu glauben, daß der Prophet Mose dieses Buch nicht geschrieben haben soll. Vielmehr müssen sich die Kritiker die Frage gefallen lassen, wie ein anderer als Mose in der Lage gewesen sein sollte, diese Offenbarungen niederzuschreiben. Dies gilt nun nicht nur für das Buch Leviticus allein, sondern für alle Gespräche zwischen Gott und Mose, z.B. Moses Gebetskämpfe, Opfergesetze, Bundesbestimmungen, Festtagskalender, Anweisungen zum Bau der Stiftshütte usw., die nur Mose wahrheitsgetreu wiedergeben konnte. Die Annahme einer späten und allmählichen Entwicklung des Pentateuch wird dem Offenbarungscharakter, den ein erheblicher Teil des Pentateuch zweifellos beansprucht, keinesfalls gerecht, sondern degradiert diese Stücke, ob gewollt oder nicht, zur frommen Dichtung. Die göttlichen Gesetze wären dann keine göttlichen Gesetze mehr, sondern nur mit einer Botenformel fromm getarnte menschlich-religiöse Einrichtungen, wie wir sie aus der Religionsgeschichte zur Genüge kennen.18
Auch das übrige AT zeigt ein starkes und einheitliches Bewußtsein der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch, das so zusammengefaßt werden kann:
(1) Das Buch des Gesetzes Mose lag bereits unmittelbar nach dem Tod Moses vor (Jos 1,7f, 8,31, 22,5, 23,6) und bildete die Handlungsgrundlage der Israeliten unter Josua und darüber hinaus in der gesamten alttestamentlichen Periode (vgl. Mal 4,4).
Beweisstelle | Inhalt | Pentateuchstelle |
---|---|---|
Jos 1,13 | Anteil der 21/2 Stämme | Num 32,20-22 |
Jos 4,12; 22,2 | bei der Landnahme | Dtn 3,18-20 u.a. |
Jos 8,31 | Altargesetz | Ex 20,25 |
Jos 8,30-35 | Fluch und Segen auf Ebal und Garizim | Dtn 11,29-32 |
Jos 11,12ff+20 | Banngesetz | Dtn 20,16-18 |
Jos 11,23 | Landnahme | Ex 33,2 u.a. |
Jos 14,6+9 | Verheißung an Kaleb | Num 14,24+30 |
Jos 17,4 | Erbgesetz (Sonderfall) | Num 27,2-11 |
Jos 20,2 | Gesetz der Freistädte | Ex 21,13; Num 35,6+9-28; Dtn 19,1-13 |
Jos 21,2f+8 | 48 Levitenstädte | Num 35,2-8 |
Jos 21,45; 23,14; 1Kön 8,56 | Segensverheißungen an Israel | Num 33,53 |
Jos 23,15 | Unheilsverheißung an Israel | Lev 26,14-39; Dtn 28,15-68 |
1Kön 8,53 | Absonderung Israels | Ex 19,5-6 |
2Kön 14,6; 2Chr 25,4 | Totschlägergesetz | Dtn 24,16 |
Esr 3,2; 1Chr 16,40 | tägliches Brandopfer | Ex 29,38-42 |
2Chr 23,18 | Ordnung der Brandopfer | Num 28; Lev 1; 6,1-6 |
2Chr 31,3; 35,12 | Opfergesetze | Lev 1-7 |
2Chr 30,15f | Passahordnung | Ex 12; Lev 23,5 |
Esr 6,18 | Priester- und Levitendienst | Lev 8-10 |
Neh 13,1 | Fluch über Moabiter und Ammoniter | Dtn 23,4-5 |
Neh 8,1+14 | Wohnen in Laubhütten | Lev 23,42f |
(2) Alle Propheten des AT beziehen sich auf das Gesetz Moses, egal ob es sich um ethisch-legislative, historische oder prophetische Stücke des Pentateuch handelt.
(3) Das unter Josia ca. 612 v.Chr. bei der Tempelrenovierung aufgefundene Gesetzbuch wird eindeutig Mose zugeschrieben (2Chr 34,14) und ist demnach nicht erst in jener Zeit entstanden.
(4) Das AT sieht das Gesetz Mose als Einheit, wobei von späteren Ergänzungen, Redaktionen etc. nichts berichtet wird (s. die Warnung in Dtn 4,2). Auch wird nirgends im AT für irgendeinen Teil des Pentateuch ein von Mose zu unterscheidender Verfasser erwähnt oder nahegelegt, sondern immer und ausschließlich von Mose als dessen Urheber ausgegangen.
Im NT finden sich drei Arten von Belegstellen zugunsten der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch: Eine erste Gruppe bezeugt, daß Mose schrieb. Allgemein bekannt war, daß Mose vom Messias geschrieben hat (Joh 1,45), was Jesus ausdrücklich bestätigt (Joh 5,46).19 Ferner bezeugen Mk 12,19 und Luk 20,28 die von Jesus nicht korrigierte Meinung der Sadduzäer, daß Mose Dtn 25,5+6 (vgl. auch Gen 38,8) geschrieben hat.20 Mit oben genannten Stellen werden nun ausdrücklich solche Verse Mose zugeschrieben, die im Pentateuch nicht explizit als Schreiben Moses gekennzeichnet waren.
Aus einer zweiten Gruppe neutestamentlicher Belegstellen können wiederum Rückschlüsse auf den Inhalt des „Gesetzes Mose“ gezogen werden:
Belegstelle | Inhalt | Pentateuchstelle |
---|---|---|
Mk 12,26 par | Gottesbezeichnung | Ex 3,2+6 |
Mk 1,44 par | Reinigungsopfergebot | Lev 14,1-20 |
Mk 7,10 | Ehren der Eltern | Ex 20,12; Dtn 5,16 |
Mk 10,3ff par | Ehegesetz | Dtn 24,1; Gen 1,27+2,25 |
Joh 1,17; 7,19 | das Gesetz allgemein | |
Joh 7,22f | Beschneidungsgebot | Lev 12,3 |
Joh 8,5 | Strafe für Ehebrecher | Lev 20,10; Dtn 22,22 |
Röm 10,5 | Gesetzesgerechtigkeit | Lev 18,5 |
Röm 10,19 | Reizung Israels | Dtn 32,21 |
1Kor 9,9 | Lohnprinzip | Dtn 25,4 |
Wiederum werden ethisch-legislative, historische und prophetische Teile des Pentateuch als „Gesetz Moses“ bezeichnet. Die letztgenannte Stelle führt erstmals eine Genesisstelle auf Mose zurück, da Jesu Frage in Mk 10,3: „Was hat euch Mose geboten?“ ja gerade nicht auf Dtn 24,1 (Scheidungsgesetz) zielt, sondern auf Gen 1,27+2,25 (Schöpfungsordnung; vgl. Mk 10,6-9).
Schließlich führt eine dritte Gruppe (Lk 16,29+31; 24,27+44; Apg 15,21; 28,23; 2Kor 3,15) den gesamten Pentateuch pauschal auf Mose zurück. Bemerkenswert ist die Aussage Jesu in Joh 5,46f: „Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr auch mir (= Jesus) glauben, denn er (= Moses) hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften (!) nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ Alle diese Stellen gehen geradezu selbstverständlich davon aus, daß Mose der Verfasser des gesamten Pentateuch ist. Diese Aussage findet sich nicht nur im Mund führender jüdischer Theologen, sondern auch bei den Aposteln und vor allem bei Jesus selbst. Dieser Tatbestand wird meist mit dem Einwand zu entschärfen versucht, daß Jesus lediglich die Meinung des Judentums übernommen habe und sie entweder nicht als fehlerhaft erkannte oder nicht widerlegen wollte. Diese Auffassung widerspricht aber dem Christuszeugnis des NT. Die Annahme, daß Jesus die wahren Entstehungsverhältnisse des Pentateuch nicht gekannt hätte, ist mit seiner theologischen Kompetenz (Joh 1,18; 7,16f) unvereinbar. Auch war es nicht Jesu Art und Haltung gewesen, theologische Fehler zu akzeptieren. Im Gegenteil scheute Jesus keine Auseinandersetzung, wenn es um die Wahrheit ging (Mt 15,3; 22,29). Naheliegender ist, daß Jesus die jüdische Meinung deshalb akzeptierte, weil er wußte, daß Mose den Pentateuch geschrieben hat. Es überrascht daher nicht, daß die Theologen, die die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch ablehnen, gemäß Joh 5,46f auch Jesus nicht glauben, indem sie z. B. verschiedene Jesusworte im NT für unecht erklären und als spätere Gemeindebildung verstehen wollen. Für Nachfolger Jesu hingegen sollte das Zeugnis Jesu entscheidend sein, die mosaische Verfasserschaft des gesamten Pentateuch zu akzeptieren.
Das Zeugnis der Tradition
Das biblische Zeugnis von der Verfasserschaft Moses wird nun durch das Zeugnis der Tradition eindrucksvoll bestätigt. Tatsache ist, daß die Juden vor, während und nach der Zeit Jesu21 die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch allgemein, ununterbrochen22 und unabhängig vom eigenen theologischen Standort23 akzeptierten. Es ist sicher kein Kennzeichen von Wissenschaftlichkeit, sondern negative Frucht aufklärerischen Denkens, wenn man diese starke Tradition einfach vom Tisch fegt. Die Vertreter der historisch-kritischen Meinung haben nicht nur die schwierige Aufgabe, Entstehung und lückenlose Weitergabe dieser angeblich falschen Tradition überzeugend zu erklären, sondern auch die moralische Pflicht darzulegen, wie die von ihnen postulierte allmähliche Entstehung des Pentateuch in der Geschichte keinerlei Spuren hinterlassen konnte. Wie könnte ein angenommener schriftlicher Entstehungsprozeß des Pentateuch vom 10. Jhdt. v. Chr. (J) bis zur Endredaktion des Pentateuch um 400 v. Chr. vergessen werden oder vergessen gemacht werden?
Zusammenfassend läßt sich konstatieren, daß die These von der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch in puncto Plausibilität durchaus mit kritischen Sichtweisen konkurrieren kann: Erstens deuten verschiedene markante Eigenschaften des Pentateuch auf Mose als Verfasser. Zweitens ist es das übereinstimmende Zeugnis der ganzen Heiligen Schrift und besonders die Meinung Jesu und der Apostel, daß Mose den Pentateuch verfaßte. Drittens wird diese These durch eine lückenlose Tradition eindrucksvoll bestätigt.
Auf die Argumente, die für die heute übliche Quellenscheidung vor- gebracht werden, und deren Entkräftung soll später in einem gesonderten Beitrag eingegangen werden.
Anmerkungen
- Vgl. Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament. Studienbücher Theologie (Stuttgart/Berlin/Köln: Kohlhammer, 1995), S. 69-73. Vgl. N.E. Wagner, „Pentateuchal Criticism: No Clear Future“, Canadian Theological Journal 13 (1967), 225-232.
- Derzeitige Trends der Hypothesenbildung sind (Zenger, 71-73):
- Verzicht auf die diachrone Fragestellung zugunsten einer synchronen Interpretation des vorliegendes Endtextes des Pentateuch (B.S. Childs; viele amerikanische und angelsächsische Forscher)
- Vermehrung der Wachstumsstufen des Pentateuch durch Annahme zusätzlicher Quellen, Vorlagen und Redaktionsschichten (L. Ruppert, P. Weimar)
- Abschied vom Quellenmodell und Rückgriff auf das Grundschriftmodell (N. Rose, J. van Seters, N. Whybray)
- Abschied vom Quellenmodell und Rückgriff auf das Erzählkranzmodell (R. Rendtorff, E. Blum, R. Albertz)
- Kombination von Erzählkranzmodell und reduziertem Quellenmodell JG, P, Dtn (W.H. Schmidt, E. Zenger).
- Bekannte Vertreter dieser These im 20. Jhdt. sind: Der Jude Benno Jakob, Der Pentateuch (1905); Wilhelm Möller, Die Einheit und Echtheit der 5 Bücher Moses (Bad Salzuflen: 1931); Oswald T. Allis, The Five Books of Moses, 2. Aufl. [1943] (Philadelphia: 1949); Edward J. Young, Introduction to the Old Testament (Grand Rapids/Michigan: 1954), S. 105-153, G.L. Archer, Einleitung in das Alte Testament, Bd. 1, Übers. aus dem Amerik. [1964/74] (Bad Liebenzell: VLM, 1987), S. 97-227; Samuel R. Külling, Fundamentum 3 (1981), 30-47 (bes. Literaturverzeichnis S. 44-47); Cleon Rogers, „Die Entstehung des Pentateuch“, Fundierte Theologische Abhandlungen, Bd. 3 (Wuppertal: Verlag der Schriftenmission, 1985), S. 7-63.
- R.K. Harrison, Introduction to the Old Testament (Grand Rapids/Michigan: 1973), S. 543-553 und vor allem P.J. Wiseman, Die Entstehung der Genesis. Das erste Buch der Bibel im Licht der archäologischen Forschung, Übers. aus dem Engl., 4. Aufl. (Wuppertal: Brockhaus Verlag, 1987).
- Vgl. die sehr guten Ausführungen bei Archer, a.a.O., S. 137-149.
- Bahnbrechend hier F.W. Hengstenberg, Die Bücher Moses und Ägypten (Berlin: 1841) sowie A.S. Yahuda, Die Sprache des Pentateuch in ihrer Beziehung zum Ägyptischen (Berlin-Leipzig: 1929).
- Die genaue Kenntnis der ägyptischen Kultur und Institutionen seitens des Verfassers belegte bereits Hengstenberg aus allen Teilen des Pentateuch (z.B. Gen 40,16; 41,14; 44,5; 50,2f+26; Ex 2,3; Num 11,5; Dtn 7,15; 11,10f; 28,27+60). Besonders der Bericht über die Plagen ist eng mit Kultur, Religion, Land und Geschichte Ägyptens verbunden. Vgl. J.J. Davis, Moses and the Gods of Egypt. Studies in Exodus (Grand Rapids: Baker Bakhaus, 1975). Die in Ex 25,5; 36,19; Lev 11,5; Dtn 14,5 u.a. beschriebenen ägyptischen Pflanzen und Tiere existierten in Palästina zumeist nicht.
- W.F. Albright, From Stone Age to Christianity, S. 242.
- Vgl. William Ward, „Egyptian Titles in Genesis 39-50“, Bibliotheca Sacra 114(1/1957), 40-59. Am bekanntesten sind die ägyptischen Namen Josefs in Gen 41,43+45 sowie der Name „Mose“. Zwar ist Kitchen der Ansicht, daß der Name „Mose“ aus dem Hebräischen stamme und von den Ägyptern lediglich übernommen wurde, doch stimmen die meisten Forscher heute darin überein, daß dieser Name von der ägyptischen Wurzel „ms“ (= Kind) bzw. „mss“ (= geboren werden) herrührt und „Wassersohn“ bedeutet. Vgl. Kenneth A. Kitchen, „Moses“, New Bible Dictionary, S. 843 und Victor P. Hamilton, „Moses“, TWOT I, 529f.
- Zu nennen sind hier „Fluß“ in Gen 41,1ff; Ex 1,22; 2,3; 7,15ff, das fast ausschließlich den Nil bezeichnet; „Gras“, „Ried“ als Viehweide in sumpfigen Gegenden in Gen 41,2+18; „Pharao“ als Titel und Name ägyptischer Könige in Gen 41,41+46; Ex 1,10 usw. entsprechend der Verwendung in antiken Urkunden. Wären betreffende Stellen des Pentateuch erst während oder nach Salomo verfaßt, wäre neben dem Titel „Pharao“ auch der betreffende Name des ägyptischen Königs zu erwarten (vgl. 1Kön 11,40). Dies ist aber im Pentateuch nirgends der Fall.
- Die Tatsache, daß praktisch im gesamten Pentateuch das Land Palästina stets mit Ägypten verglichen wird und nicht umgekehrt (vgl. Gen 13,10; Num 13,22; Dtn 11,10f u.v.a.), sowie Wendungen wie in Gen 33,18 „… Stadt Sichem, die im Land Kanaan ist“ erwecken den Eindruck, daß sich der Schreiber außerhalb Kanaans befand und stets auf den Bezugspunkt Ägypten zurückgriff, der ihm und seinen Lesern aus eigener Anschauung bekannt war.
- Ex 3,1-3; Lev 16,10; Num 10,11-31; 11,32; 14,29-34; Dtn 23,12f u.a.
- Vgl. Ex 10,5+15; 19,4; 24,17; Num 11,22; 22,4f+11; 27,17; Dtn 1,31+44; 4,24; 9,3; 28,13; 28,44.49; 29,18f; 32,11 u.a.
- Vgl. Ex 13,4; 16,1; 19,1; 40,17; Num 1,1+18; 9,1; 10,11; 20,1; 33,1-39; Dtn 1,3 u.a.
- Besonders die lebensnahe, packende Schilderung der Ereignisse vor, während und nach Israels Auszug aus Ägypten wie Berufungsgeschichte Ex 3; Kampf mit Pharao Ex 7-10; goldenes Kalb und Moses Fürbitte Ex 32-33; Aussendung und Bericht der Kundschafter und die Folgen Num 13-14; Aufruhr der Rotte Korahs Num 16 u.a.
- z.B. die exakte Lagerplatzbeschreibung (Ex 15,27), die minutiöse Schilderung der Materialien und des Baus der Stiftshütte (Ex 35-40), die Beschreibung des Mannah (Num 11,7f), welches der Verfasser offenbar selbst gekostet haben muß, die Liste der Aufenthaltsorte während der Wüstenwanderung (Num 33). Die Fülle der Details in Exodus und Numeri steht übrigens im auffallenden Gegensatz zur Genesis.
- Beispiele siehe bei C.F. Keil/F. Delitzsch, Commentary on the Old Testament Vol.I The Pentateuch (Grand Rapids, Michigan, repr. 1981), I, 23 und C.F. Keil, Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die kanonischen (seit 1859: und apokryphischen) Schriften des AT, 3. Aufl. (Gütersloh: 1873).
- Man beachte, daß die Existenz inhaltlicher Parallelen des älteren Codex Hamurabi zum Pentateuch (z. B. Erbgesetze) nicht gegen die göttliche Herkunft der mosaischen Gesetze spricht. Schließlich lassen sich auch bei Jesusworten oder Sätzen des Paulus jüdische und griechische Parallelen finden.
- Nach Apg 3,22f und 7,37 ist dabei zunächst an Dtn 18,15+18 zu denken. Walter C. Kaiser, The Messiah in the Old Testament (Grand Rapids/Michigan: Zondervan, 1995), S. 36-61 zählt sechs messianische Weissagungen des Pentateuch: Gen 3,15 (Same); Gen 9,17 (wohnen in den Hütten Sems); Gen 12,1-3 (alle Geschlechter werden gesegnet); Gen 49,8-12 (Shiloh); Num 24,15-19 (Stern) und Deut 15,15-18 (Prophet).
- Interessanterweise ergibt ein Vergleich der Parallelstellen, daß die Wendung „Mose hat geschrieben“ (Mk 12,19; Luk 20,28) synonym gebraucht wurde zur etwas unschärferen Aussage „Mose hat gesagt“ (Mt 22,24).
- Vgl. Sir 45,6; 2 Makk 7,30, die NT-Belege sowie Baba-Bathra 14b-15a.
- Joachim Jeremias dokumentiert in seinem ausführlichen Artikel über Mose in TWNT, IV, 852-878 eine lückenlose Tradition von der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch. Vgl. auch Wayne A. Meeks, The Prophet King (Leicester: 1967)
- Als Beispiele können Philo (De Op. Mun.; Vit. Mos. 3,39), Josephus (Ant. Jud. I,18ff; IV,8,48) und die Sekte von Qumran (1QS 1,3; 5,8; 8,15+22; CD 5,8+18+21; 8,14 u.a.; M 10,9; H 17,12; 4QFI 2,3; 4QT 1) angeführt werden.
Ursprünglicher Link: https://www.wort-und-wissen.org/disk/d97-3m/
Schrieb Mose den Pentateuch? (Teil 2)
Geschrieben am 10.01.2002 von Bernhard Knieß
2. Teil: Kurze Geschichte der Erforschung des Pentateuch1
In Fortsetzung meines W+W-Diskussionsbeitrags 3/97: „Schrieb Mose den Pentateuch?“ gibt dieser Artikel einen Abriß der Geschichte der Pentateuchforschung bis in die neueste Zeit. Dabei wird nicht nur die Kurzlebigkeit alternativer Theorien zur mosaischen Verfasserschaft offenbar, sondern auch die Unsicherheit, die durch die ständig wachsende Zahl der Forschungsansätze heute vorherrscht. Gerade dieser Tatbestand zeigt nach Meinung des Autors einerseits die Subjektivität der angewandten kritischen Methoden, andererseits die Relativität vieler kritischer Argumente und Schlußfolgerungen. In einem späteren Beitrag sollen abschließend acht Haupteinwände gegen die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch dargestellt und entkräftet werden. Die Geschichte der Meinungen über die Entstehung des Pentateuch kann grob in fünf Phasen unterteilt werden.
1. Konsens über mosaische Verfasserschaft (bis ca. 1750 n. Chr.)
Bis 1650 n. Chr. galt der Pentateuch Juden wie Christen völlig selbstverständlich als Werk Moses. Wiederspruch kam lediglich von Häretikern2, gebildeten Heiden3 und muslimischen Polemikern4. Kritikpunkte waren: problematisches Gottesbild, Anthropomorphismen, chronologische Irrtümer und sachliche Widersprüche. Nur vereinzelt zweifelten jüdische5 oder christliche6 Autoren an der mosaischen Verfasserschaft einzelner Teile des Pentateuch. Erste kritische Publikationen (Hobbes7, Peyrère8, Spinoza9, Simon10) ab der zweiten Hälfte des 17. Jh. führten zu Stürmen der Entrüstung und Ächtung ihrer Autoren.
2. Ältere Urkunden-, Fragmenten-, Ergänzungs- und reine Urkundenhypothese (ca. 1750-1860 n. Chr.)
Der Konsens über die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch zerbrach, als Mitte des 18. Jh.11 die ersten kritischen Ana-lysen des Pentateuch großes Aufsehen erregten.
a) Ältere Urkundenhypothese
Der frz. Arzt Astruc versuchte 1753 Mose als maßgebenden Verfasser des Pentateuch zu verteidigen, indem er unter-stellte, Mose habe bei der Abfassung der Genesis zwei parallele Hauptquellen (A+B) und elf Nebenquellen (C-M) benutzt. Als Kriterium seiner Quellenscheidung diente die Verschiedenheit der Gottesnamen Elohim (A) und Jahwe (B) sowie die Existenz sogenannter Doppelberichte (z.B. zwei Schöpfungsberichte). Dieser Ansatz wurde von Eichhorn (1780-83) auf den gesamten Pentateuch ausgeweitet. Hielt er in der 1. Auflage noch Mose für den Redaktor der verschiedenen Quellen, nahm er später für die Genesis einen unbekannten Redaktor an. Ex-Dtn dagegen verstand Eichhorn weiterhin als Gesetzgebung und Reisejournal Moses. Den entscheidenden Schritt zur klassischen Pentateuchtheorie machte Ilgen (1798), indem er die Genesis in drei ursprünglich vollständige und homogene Werke aus zusammen 17 Quellen aufteilte und andeutete, daß das Dtn als eigenständiges Werk entstanden sei. Damit liegt erstmals im Ansatz die Vier-Quellen-Theorie vor, die man auch als „ältere Urkundenhypothese“ bezeichnet.
b) Fragmentenhypothese
Im Anschluß an Vorarbeiten des Engländers Geddes (1792-1800) führte Vater (1802-05) die Fragmentenhypothese in Deutschland ein, wonach unser heutiger Pentateuch eine Sammlung verschiedener Fragmente sei, die von einem oder mehreren Redaktoren zusammengefügt wurden. Zwar hielt Vater es für möglich, daß Mose einzelne Teile des Pentateuch zusammengestellt habe, doch verneinte er die Endredaktion durch Mose zugunsten einer langsamen und allmählichen Entwicklung. Einen zeitlichen Fixpunkt dafür lieferte erstmals der junge De Wette (1805), indem er den Kern des Dtn mit der in 2Kön 22-23 erzählten Kultzentralisation des Königs Josia im Jahre 622 v. Chr. verband.
c) Ergänzungshypothese
Kaum hatte sich die Fragmentenhypothese etabliert, wurde sie mit der älteren Urkundenhypothese Astrucs und Eichhorns zur Ergänzungshypothese dergestalt verschmolzen, daß eine archaische elohistische Grundschrift durch eine jüngere jehovistische Schrift ergänzt wurde. Erste Anstöße dazu lieferte De Wette, dessen Schwanken zwischen Urkunden- und Fragmentenhypothese eine Vermittlung beider Hypothesen provozierte. Ihren Durchbruch verdankte die Ergänzungshypothese Ewald, der 1830 das methodische Fundament legte. Die eigentliche Entwicklung und Ausbildung besorgten dann Bleek und Tuch, der 1858 – abhängig von Ewald und Bleek – die „reine Ergänzungshypothese“ vorstellte.
d) Reine Urkundenhypothese
Praktisch parallel zur reinen Ergänzungshypothese Tuchs begründeten Hupfeld (1853) und dessen Schüler Riehm (1854) erstmals eine „reine Urkundenhypothese“, wonach im Pentateuch folgende vier Urkunden aufweisbar seien: (1) eine ältere elohistische Grundschrift E1 als Urschrift, die eine fortlaufende Erzählung von der Schöpfung bis zur Landverteilung biete, (2) eine jüngere, zweite elohistische Schrift E2 mit Patriarchengeschichten, (3) die nochmals jüngere, den Gottesnamen Jahwe gebrauchende Urkunde J, die ebenfalls mit der Schöpfung beginne, und (4) das Buch Deuteronomium (D), dessen Verfasser als Redaktor alle drei Erzählfäden zu einer Einheit verbunden haben soll.
Noch in den 60er Jahren wurden diese Behauptungen Hupfelds von Reuß, Graf (1866) und Kuenen (1869) ergänzt, indem sie die ältere elohistische Grundschrift E1 in P (= Priesterkodex) umbenannten und, was noch wichtiger war, als zeitliche Reihenfolge der Urkunden JEDP postulierten.
3. Julius Wellhausen und die neuere Urkundenhypothese (1876-78)
Die bahnbrechende Wirkung Wellhausen12 bestand darin, daß er die vier Urkunden JEDP erstmals auf das Buch Josua ausweitete (Hexateuch) und sieben Entwicklungsstufen in der Evolution des Pentateuch wie folgt unterschied und datierte:
- (1) 950 v.Chr. sei im Südreich die jehowistische Schrift J entstanden (starker Nationalismus, Bejahung von Ackerbaukultur und Königtum)
- (2) 800 v. Chr. sei im Nordreich die elohistische Urkunde E entstanden (Erzväter als ethische Vorbilder, Interesse an Ortschaften im Norden Israels z.B. Bethel und Sichem)
- (3) 722 v. Chr. sei J und E im Südreich durch einen unbekannten Redaktor RJE zu einer einzigen Geschichtsdarstellung des Volkes Israel verschmolzen worden
- (4) 622 v. Chr. sei das Deuteronomium als Reformschrift verfaßt worden (Propheten, Gott als Herrscher über die Geschichte, der Israel wegen Bundesbruchs bestraft)
- (5) Nach 586 v. Chr. sei die Kompilation JE mit D durch einen unbekannten Redaktor RD verbunden worden
- (6) 650 v. Chr. entstand in Babylon der Priesterkodex P (Monotheismus, Gesetz, Priesterkodex, Anbetung und Stammbäume)
- (7) 400 v. Chr. habe ein unbekannter Redaktor RP die Urkunde P mit der ihm vorliegenden Kompilation JED verbunden
Nach Wellhausens Theorie lag der Pentateuch nicht wie bis 1750 n. Chr. allgemein angenommen mit dem Tod Moses um 1400 v. Chr. fertig vor, sondern erst ein Jahrtausend (!) später um ca. 400 v.Chr. Dies macht verständlich, warum der Sieges-zug der neueren Urkundenhypothese die gesamte alttestamentliche Wissenschaft revolutioniert und gleichsam auf den Kopf gestellt hat.
4. Die Entwicklung nach Wellhausen bis ca. 1970
a) Kritische Sichtung und Weiterentwicklung der neueren Urkundenhypothese
Die neuere Urkundenhypothese fand zwar unter den Gelehrten bereitwilligste Aufnahme, wurde aber schon bald aufgrund neuer archäologischer Forschungsergebnisse sowie erwiesener Unhaltbarkeit früherer Einsichten im Blick auf Anzahl, Umfang und Namen der Quellen modifiziert (Eißfeldt 1922, Morgenstern 1927, Pfeiffer 1930 u.a.). Hinzu kamen eine Laienquelle L bzw. Nomadenquelle N, eine Keniterquelle K, eine Sinaiquelle S und eine Grunderzählung G zu JE. Dann wurden auch Teilungen innerhalb von Quellen vorgenommen, so daß man fortan verschiedene Schichten oder Teile unterschied, z.B. JG (= Grundbestand von J), J1, J2, J3, EG, E1, E2, E3, S1, S2 usw. Das Hauptproblem dieser Entdeckungsflut war aber die Zweifelhaftigkeit und Subjektivität der Kriterien zur Identifizierung verschiedener Quellen. Nachdem die Quellenscheidung auf diese Weise immer kompliziertere und undurchsichtigere Ausmaße angenommen hatte, ging das Interesse der Forscher an der Entdeckung weiterer Quellen bzw. Quellenschichten zunehmend verloren. Während die Theorie der Quellenscheidung in den späten 20er Jahren dieses Jahrhunderts in Deutschland zu einem gewissen Abschluß gekommen war, kam es im Rahmen der historisch-kritischen Forschung zu verschiedenen neuen Ausprägungen und Weiterentwicklungen, die meist eng mit bestimmten geographischen Räumen verbunden waren. Nachfolgend wird die teilweise parallele Entwicklung der Pentateuchkritik in verschiedenen Ländern von ca. 1930 bis 1970 mit ihren wichtigsten Vertretern und Ergebnissen kurz aufgezeigt.
(1) Deutschland
Durch den großen Einfluß Gunkels gewann in Deutschland die formgeschichtliche Methode ein deutliches Übergewicht in der theologischen Arbeit am AT. Ihr Ziel ist die Entdeckung der vorliterarischen Geschichte der literarischen Gattungen, indem ihr „Sitz im Leben“, ihre kleinsten Redeformen sowie die Stadien ihrer mündlichen Überlieferung rekonstruiert werden. Betont wird die ätiologische Verwendungsweise der Gattungen, wonach es sich bei den biblischen Berichten weniger um historische Begebenheiten handeln soll als vielmehr um Glaubensbekenntnisse oder im Nachhinein erfundene Geschichten, die eine bestimmte „Wahrheit“ oder ein Bekenntnis aussagen wollen. Bahnbrechend wirkte Noth, der die Ortsgebundenheit mündlicher Überlieferungen postulierte. Auch bei Alt und von Rad nahm die Formgeschichte einen hervorragenden Platz ein. Westermann, der sich der traditionsgeschichtlichen Methode verpflichtet weiß, sucht dagegen konsequent parallel zur Erhellung des Stadiums der schriftlichen Fixierung des Pentateuch (Quellenscheidung) das Stadium der mündlichen Tradition des Pentateuch zu ermitteln. Wie radikal dieser Ansatz über die klassische Urkundenhypothese Wellhausens hinausreicht, beweist ein Zitat aus seinem Genesiskommentar Bd. I, S. 762: „Die Bedeutung der traditionsgeschichtlichen Erklärung des Pentateuch liegt darin, daß an die Stelle der Entstehung des Pentateuch als eines schriftstellerischen Werkes die Entstehung in einem z.T. Jahrhunderte langen Prozeß der Traditionsbildung getreten ist … Die Urkundenhypothese ist dann nicht mehr der Schlüssel, der den ganzen Pentateuch aufschließt.“
(2) Skandinavien
In den skandinavischen Ländern betonten der Däne Pedersen, der Schwede Engnell und der Norweger Mowinckel die traditionsgeschichtliche Methode in enger Verbindung mit dem Kultus. Ziel dieser Methode ist es, die Geschichte der mündlichen Tradition zu ermitteln, die meist in Zusammenhang mit dem Kultus gesehen wird, namentlich dem Thronbesteigungsfest als Entsprechung des babylonischen Neujahrsfestes. Interessanterweise wird von den Vertretern der skandinavischen Schule die Quellenscheidung weitgehend abgelehnt. Stattdessen soll z.B. eine deuteronomistische Schule im Norden Israels und eine priesterliche Schule in Juda das ihnen überlieferte Material in einem langen Prozeß der Traditionsbildung und Überlieferung gesichtet und bearbeitet haben, ehe die meist kultischen Traditionen und damit zusammenhängende Geschichten schriftlich fixiert wurden.
(3) Frankreich
In Aufnahme sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse Saussures wandten Barthes, Güttgemanns, Gerber u.a. die Strukturanalyse konsequent auf biblische Texte an13. Grundlage bilden die Muster menschlicher Organisation, die sozialen und kulturellen Phänomenen zugrunde liegen. Polare Strukturen bilden das Modell für den sozialen Umgang. Hauptanliegen dieser Methode ist das Aufzeigen der allen Menschen innewohnenden sprachlichen Strukturen, um bestimmte Aussagen zu machen. Zu diesem Zweck werden vor allem Erzähltextanalysen vorgenommen, die die Erzählstrukturen sichtbar machen sollen. Dabei werden hinter den Textstrukturen auch tiefere Muster gesucht. Entscheidend bei dieser synchronen Arbeitsweise ist nicht was, sondern wie etwas gesagt wurde. Trotz des einseitig linguistischen Interesses konnte die Strukturanalyse auch in Deutschland und USA Fuß fassen.
(4) USA und England
Im Gegensatz zur europäischen Theologie betont man im angelsächsischen Sprachraum sehr stark die historische Grundlage der alttestamentlichen Geschichte. Zwar glauben die Vertreter der historisch-kritischen Theologie dort auch, daß Legenden, Märchen, Ätiologien usw. im AT enthalten seien, doch wird die Forschung immer noch durch die Einflüsse von Albright, Wright und Bright bestimmt, die den biblischen Berichten zumindest einen historischen Kern unterstellen. Während der Glaube in der europäischen Theologie weithin keinen historischen Boden mehr besitzt, ruht er in der angelsächsischen Theologie zumindest noch auf einer Mischung aus Historie und Legende.
b) Radikale Ablehnung der neueren Urkundenhypothese aus konservativer Grundhaltung
Parallel zu obigen Entwicklungen gab es international und quer durch die Konfessionen massive Kritik an der Urkundenhypothese Wellhausens bei gleichzeitigem Festhalten an der mosaischen Gesamtverfasserschaft oder zumindest an der mosaischen Herkunft wesentlicher Hauptteile des Pentateuch. Nachfolgend werden einige Hauptvertreter dieser konservativen Strömung im 20. Jh. vorgestellt:
(1) Festhalten an der mosaischen Gesamtverfasserschaft des Pentateuch unter Einräumung geringfügiger Zusätze, Aktualisierungen und Ergänzungen.
Im katholischen Raum verpflichtete das Dekret De Mosaica autentia Pentateuchi der päpstlichen Bibelkommission vom 27. 6. 1906 die Forschung dahingehend, daß die mosaische Verfasserschaft gewährleistet bleiben muß, ließ jedoch die Möglichkeit offen, daß Mose Quellen verwandt habe und der Text Glossen und Ergänzungen (post-mosaica) enthalte. Im Gefolge dieses Erlasses erschienen danach bis in die 40er Jahre fast ausschließlich konservative bis sehr konservative katholische Veröffentlichungen.14
Im Protestantismus wurde diese Position am ausführlichsten und mit großer Gelehrsamkeit von den Amerikanern Allis15, Young16 und Archer17, sowie dem Deutschen Wilhelm Möller18 verteidigt. Ihnen gemeinsam ist, daß sie in sehr gründlicher Auseinandersetzung die völlige Unhaltbarkeit der Graf-Wellhausen-Hypothese nachwiesen und die mosaische Gesamtverfasserschaft mit zahlreichen Argumenten begründeten. In der Annahme kleinerer Ergänzungen und Änderungen durch eine spätere Hand blieben sie jeweils sehr zurückhaltend, wobei über den sehr geringen Bestand an Post-Mosaica unter ihnen keine Einmütigkeit bestand.
Auch in der jüdischen Forschung gab es entgegen dem allgemeinen kritischen Trend Stimmen, die an der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch festhielten. Der Jurist Wiener19 vertrat die Ansicht, daß Mose den Pentateuch auf den Häuten verbrannter Opfertiere geschrieben habe. Unebenheiten erklärte er mit der Beschädigung der Schriften, wobei die richtige Reihenfolge durcheinandergeraten sei. Glossen und Änderungen gestand er in reichlichem Maße zu, machte dafür aber die Verderbnis des Masoretischen Textes verantwortlich, weshalb dieser eine schlechte Basis für Literarkritik sei. Segal20, der sich ausführlich gegen die Quellentheorie wendet, geht davon aus, daß der Pentateuch im großen und ganzen von Mose ist und nur kleine wie auch umfangreichere Ergänzungen von inspirierten Schreibern enthält. Obwohl sein Bestand an Post- bzw. A-Mosaica größer ist als bei protestantischen konservativen Gelehrten, räumt er selbstkritisch ein, daß man darüber streiten könne, inwieweit Passagen oder Anmerkungen, die den Gang der Erzählung unterbrechen und nicht in den Kontext passen, oder solche, die nicht in die mosaische Zeit zu passen scheinen, tatsächlich ein durchschlagender Beweis für einen post- oder a-mosaischen Ursprung seien.
(2) Festhalten an der mosaischen Herkunft wesentlicher Bestandteile des Pentateuch und Annahme einer verhältnismäßig frühen Endredaktion
Im Unterschied zu der erstgenannten Position wird hier auch von konservativ denkenden Forschern die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch preisgegeben. Im protestantischen Raum sind hier vor allem zu nennen: Der Niederländer Noordtzij21, der die Gruppierung und Datierung des Pentateuchstoffes durch die Schule Wellhausens für unakzeptabel hält, führt einerseits den hauptsächlichen Inhalt des Pentateuch auf Mose zurück, rechnet aber andererseits mit einem längeren Prozeß der Zusammenstellung und des Zusammenwachsens des Materials. Da nach ihm die mosaischen Vorschriften nicht als unveränderlich und unantastbar galten, rechnet er mit zahlreichen Anpassungen mosaischer Vorschriften an neue Situationen. Der Abschluß des Pentateuch falle erst in die Königszeit. Aalders22 hält den Pentateuch für das Werk eines Kompilatoren zur Zeit Sauls oder Davids, der auf umfassendes mosaisches, aber auch anderes Material zurückgriff. Eine Freiheit zu späteren Änderungen und Ergänzungen eines ursprünglich mosaischen Werkes lehnt er ab. Der Kanadier Harrison23 schreibt Mose einen großen Anteil am Zustandekommen des Pentateuch zu. Die Genesis sei sein Werk, wobei er sich mit Ausnahme der Josefsgeschichte auf eine auf Tontafeln überlieferte Tradition stützte. Exodus und Leviticus sei noch von Mose selbst oder kurz nach ihm kompiliert, während Numeri erst nach Mose, z.B. von Josua nahezu seine heutige Form bekam. Für Dtn 12-26 sei Mose verantwortlich, während der Rest einige Zeit später hinzugefügt wurde, so daß der Pentateuch in seiner heutigen Gestalt im wesentlichen zur Zeit Samuels vorhanden gewesen sei. Im katholischen Bereich vertrat Sanda24 die Ansicht, daß die Genesis bis auf einige Verbesserungen, Glossen und Ergänzungen das Werk Moses sei. Exodus bis Numeri habe Josua vermutlich mit Hilfe des literarischen Nachlasses Moses verfaßt, Deuteronomium dagegen als Augenzeuge der Reden. Nach Nickel25 ist Moses schriftlicher Nachlaß zum heutigen Pentateuch herangewachsen, indem dieser Nachlaß mit dem Werk zweier oder mehrerer unabhängiger Autoren nach Mose kombiniert und ausgeweitet wurde.
5. Entwicklungen seit ca. 1970
Aktuell ist die Pentateuchforschung, einst das Glanzstück der historisch-kritischen Bibelforschung, das derzeit schwierigste und kontroverseste Feld der AT-Exegese. Folgende Trends der Hypothesenbildung können unterschieden werden26.
a) Synchrone Ansätze27
Aufgrund tiefer Methodenskepsis gegen traditionelle Verfahren der Literar- und Traditionskritik plädieren vor allem amerikanische und angelsächsische Forscher (Childs) für einen Verzicht auf die diachrone Fragestellung zugunsten einer rein synchronen Interpretation (s.u.) des vorliegenden Endtextes des Pentateuch. So sind in den letzten Jahren neben der Strukturanalyse weitere synchrone Ansätze entstanden, die unter dem Sammelbegriff „The New Literary Criticism“ erschienen und in Deutschland noch kaum rezipiert worden sind. Zu nennen wären vor allem folgende drei:
(1) New Criticism
Hier werden die vorhandenen Texte synchron, d.h. losgelöst von ihren Autoren und ihre Vorgeschichte als eigenständige Einheiten betrachtet, denen man sich auf literarische Weise nähert, um ihre Charakteristika zu ermitteln. Dabei kommt der Form mehr Bedeutung zu als dem Inhalt.
(2) Rhetorische Analyse
Auch dieser Ansatz legt den Endtext zugrunde. Die rhetorische Analyse widmet sich besonders den literarischen Kennzeichen wie Metaphern, Parallelismen und Stilfiguren sowie den poetischen Strukturen. Sie kann aber auch auf die rhetorische Situation der Komposition, den Wachstumsprozeß der alten Texte und den beabsichtigten Effekt auf die Hörer bzw. Leser eingehen.
(3) Rezeptionsästhetik
Hier steht nicht mehr der Text selbst im Zentrum wie in der klassischen Exegese, sondern der Leser. Beim „Akt des Lesens“ (Iser) vergegenwärtigt sich der Leser immer wieder bereits Gelesenes, liest also „gleichzeitig rückwärts und vorwärts“ (Eagleton). Diese Informationen dienen dann als Schlüssel für neue, so daß der Leser sich in einem hermeneutischen Zirkel bewegt. Besonders „Leerstellen“ im Text bilden einen elementaren Ansatzpunkt für seine Wirkung, bei der es zu einer Verschmelzung von Text- und Leserwelt kommt. Es gibt keine einfache Textbedeutung mehr und keine richtige Deutung, da die Texte beliebig viele Deutungen zulassen. Exegetische Ergebnisse sind nur die vom Leser „bevorzugten Deutungen“, die erst in der Begegnung mit dem Text entstehen. Maßstäbe und Werte werden also nicht von den Texten objektiv vorgegeben, sondern sind relativ, indem eine „interpretierende Gemeinschaft“ gewisse Deutungen autorisiert und andere ablehnt.
Gegenüber der herkömmlichen Pentateuchkritik lassen sich diesen synchronen Ansätzen aus bibeltreuer Sicht durchaus positive Aspekte abgewinnen: die Betonung der kanonischen Endgestalt und Ganzheit der Texte anstelle spekulativer Rekonstruktionen der literarischen und vorliterarischen Textgestalt; die Betonung der literarischen Gattungen und Konventionen, sowie der ästhetischen Elemente (Text als literarisches Kunstwerk) und der Perspektive des Erzählers. Interessant ist auch die Erhellung des Leseprozesses (Was läuft beim Leser ab? Über welche Informationen kann er verfügen? Was löst das weitere Lesen angesichts bereits Gelesenen aus? Wie füllt er die „Leerstellen“ im Text? Was erfährt der Leser als Spannungen im Text?)
Die positiven Elemente des „New Literary Critism“ können freilich nicht über schwerwiegende Mängel dieses Ansatzes hinwegtäuschen. Der Verzicht auf die diachrone Fragestellung entfernt die Texte aus ihrer geschichtlichen Einbettung, die aber für die richtige Einschätzung ihrer Intention und objektiven Bedeutung unerläßlich ist. Diese Vereinnahmung biblischer Texte durch westliche Literaturvorstellungen und deren Vergleich mit moderner Fiktion wird ihrem Offenbarungscharakter nicht gerecht. Die Überbewertung rhetorischer Elemente, die Konzentration auf die Struktur und den modernen Leser bedeutet zudem eine fatale Akzentverschiebung zuungunsten des Textinhaltes, seiner autoritativen Intention und der Person Gottes als dem eigentlichen Urheber des Pentateuch.
b) Diachrone Ansätze
(1) Vermehrung der Wachstumsstufen des Pentateuch durch Annahme zusätzlicher Quellen, Vorlagen und Redaktionsschichten (Ruppert, Weimar).
(2) Abschied vom Quellenmodell und Rückgriff auf das Grundschriftmodell (Rose, van Seters, Whybray). Bei diesem neuen Typ einer Ergänzungshypothese gilt das um 560 v. Chr. vorliegende deuteronomistische Geschichtswerk (DtrG = Dtn-2Kön) als Ausgangspunkt. Dem DtrG seien dann die nicht-priesterlichen Teile des Pentateuch als exilisch-nachexilischer „Vorbau“ vorangestellt worden, die wiederum nochmals um priesterliche Texte erweitert worden seien.
(3) Abschied vom Quellenmodell und Rückgriff auf das Erzählkranzmodell (Rendtorff, Blum, Albertz). So sieht z. B. Rendtorff in Weiterführung des von Rad’schen Ansatzes eines Zusammenwachsens der Überlieferungen des Pentateuch zu einzelnen Traditionskomplexen gepaart mit einer stärkeren Würdigung der Endgestalt biblischer Texte in Anlehnung an Childs ganz von der Quellentheorie ab.
(4) Kombination von Erzählkranzmodell und reduziertem Quellenmodell. Zenger nimmt für die frühen Phasen der Pentateuchüberlieferung ein Erzählkranzmodell an und ab 700 v. Chr. ein redaktionsgeschichtliches Zwei- bis Dreiquellenmodell (JG = Jerusalemer Geschichtswerk nach 701 v. Chr.; priesterliche Grundschrift Pg um 520 v. Chr. im Exil entstanden und ein hiskijanisches Deuteronomium um 700 v. Chr.)
Während (1) die Wellhausentheorie konsequent weiterentwikelt, greifen (2) und (3) unter totaler Ablehnung der Wellhausentheorie auf ältere Erklärungsmodelle zurück, die freilich erheblich modifiziert werden. Zwar greift auch (4) auf ein älteres Erklärungsmodell zurück, versucht aber gleichzeitig das Quellenmodell in einer reduzierten Form zu retten. Alle diese Versuche sind aufgrund ihrer Kompliziertheit und Gegensätzlichkeit wenig vertrauenserweckend und sicher nicht in der Lage, in absehbarer Zukunft einen neuen Konsens in der Pentateuchkritik herbeizuführen. M. E. drängt sich angesichts der heutigen Lage der kritischen Pentateuchforschung zunehmend die Frage auf, ob hier nicht langsam der Endpunkt einer Fehlentwicklung erreicht wird, die mit der Preisgabe der mosaischen Verfasserschaft ihren Anfang nahm.
c) Konservative Ansätze
Die radikale Ablehnung der neueren Urkundenhypothese und anderer kritischer Ansätze setzt sich auch nach 1970 weiter fort. Dabei sind drei Hauptpositionen zu unterscheiden:
(1) Verteidigung der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch
Während im amerikanischen Raum die Bücher von vehementen Bestreitern der Urkundenhypothese und Verteidigern der mosaischen Verfasserschaft des Pentateuch immer wieder neu aufgelegt werden und sich großer Beliebtheit erfreuen (z.B. Green28), sind im deutschsprachigen Raum vereinzelt auch neue Arbeiten erschienen (Külling [FETA, jetzt STH] und Rogers [FTA]29), die ganz auf der Linie von Young, Archer und Möller liegen.
(2) Mosaisches Material als wesentlicher Bestandteil des Pentateuch30
Eine wesentliche Rolle Moses in der Entstehung des Pentateuch wird in den Kommentaren von Craigie, Harrison und G. Maier verteidigt, ohne freilich eine Endredaktion durch Mose für alle Bücher des Pentateuch zu postulieren. Dagegen spricht Wenham nur unverbindlich vom hohen Alter der Textmaterialien des Pentateuch. Selbst einige nicht-orthodoxe Autoren wie z.B. A. Robinson verteidigen heute die Position, daß der Pentateuch Material mosaischer Herkunft enthalte.
(3) Eigenständige Entstehung von Genesis, Exodus bis Numeri (Mittelbild) und Deuteronomium mit Endredaktion um 1407 v. Chr. bzw. 1400 v. Chr.
Eine eigenständige Weiterentwicklung des zweiten Ansatzes bietet Koorevaar31, der in Aufnahme der Gedanken der Niederländer Gipsen und Houtman32 die Selbständigkeit der Genesis, des sogenannten Mittelbildes (Ex-Num) und des Deuteronomiums betont. Nach Koorevaar weisen sowohl die Genesis als auch das Mittelbild auf eine abschließende Entstehungszeit am Ende der mosaischen Periode in den Ebenen Moabs, also 1407 v. Chr. Es gibt keine Post-Mosaica, keine späteren Ergänzungen, Einfügungen und Aktualisierungen. Die jeweilige Endgestalt der anonymen Werke ist nach einem Totalplan geschrieben und schließt ein fortwährendes Wachsen während der 40jährigen Wüstenwanderung aus. Für Koorevaar ist ein Schreibauftrag an Mitarbeitern unter der Aufsicht Moses eher annehmbar als eine Abfassung durch Mose selbst. Der Autor des Mittelbildes hat mosaische und andere Quellen aus der Zeit vor Mose gebraucht. Das Deuteronomium ist in seiner Endgestalt ein literarisches und theologisches Einheitswerk und entstand am Ende des 7. Jahres nach dem Einzug in Kanaan, also 1400 v. Chr. Es enthält u.a. das ganze deuteronomische Gesetzbuch, das 1407 v. Chr. von Mose, noch vor seiner Ansprache, geschrieben worden ist. In seiner Endgestalt ist das Deuteronomium aber kein Gesetzwerk, sondern ein Geschichtswerk, wie auch die Genesis und das Mittelbild. Es ist wahrscheinlich, daß der Verfasser des Dtn dieselbe autoritative Person ist, die auch die Genesis und das Mittelbild in Moses Auftrag unter Zuhilfenahme mosaischer Quellen verfaßte.
Die Positionen (1) und (3) haben somit gemeinsam, daß der Pentateuch in seiner Endgestalt bereits unter Josua vollständig vorlag. Angesichts des gegenwärtigen Verlustes eines kritischen Konsens über die Entstehung des Pentateuch sollten sich nach Meinung des Autors konservative Christen ermutigt fühlen, an dem hohen Alter des Pentateuch und dessen direkter oder indirekter Urheberschaft durch Mose umso mutiger festzuhalten.
Anmerkungen
Bernhard Knieß, Jahrgang 1960, studierte an der Freien Theologischen Akademie in Seeheim und Gießen. 1985 wurde er als Lehrer für Altes und Neues Testament an die Bibelschule Bergstraße nach Seeheim berufen (seit 1990 in Königsfeld/Schwarzwald) und ist dort seit 1987 Studienleiter.
- Vgl. hierzu Otto Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament, 3. Aufl., (Tübingen, Mohr), S. 185-216. N.E. Wagner, „Pentateuchal Criticism: No Clear Future“, Canadian Theological Journal 13(1967), 225-232. R.K. Harrison, Introduction to the Old Testament, 3. Aufl. (Grand Rapids: Eerdmans, 1969), S. 3-82. Claus Westermann, Biblischer Kommentar zum Alten Testament, Genesis I (Neukirchen, 1974), S. 752-802. Hier findet der Leser eine Fülle von Literatur über die historisch-kritische Meinung zur Entstehung des Pentateuch, sowie einen guten Überblick über die Lage der Pentateuchforschung bis Anfang der 70er Jahre. Gordon F. Wenham, „Trends in Pentateuchal Criticism since 1950“, Tyndale Students Fellowship Bulletin 7(1974),1-6. Hans-Joachim Kraus, Die Geschichte der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testaments, 3. erw. Aufl. (Neukirchen Vluyn, 1982). John William Rogerson und Bernd Jörg Diebner, „Bibelwissenschaft I,2 – Geschichte und Methoden“, TRE VI, S. 346-374, bes. Lit. S. 371-374. Eine exzellente Übersicht bis in die jüngste Zeit bietet C. Houtman, Der Pentateuch. Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung (Kampen: Pharos, 1994), S. 7-342. Erich Zenger (Hg.), Einleitung in das Alte Testament (Stuttgart/Berlin/Köln, 1995), S. 61-75.
- z.B. Gnostiker, Markioniten, Manichäer, der jüdische Abtrünnige Chiwi al Baalkhi im 9. Jh. in Afghanistan.
- z.B. Celsus im 2. Jh., Porphyrius im 3. Jh.
- z.B. Ibn Chazm im 11. Jh. in Cordoba.
- Der jüdische Gelehrte Ibn Esra (1167 n.Chr.) betrachtete Gen. 12,6 als nachmosaisch.
- Karlstadt (1520 n.Chr.) postulierte aufgrund der stilistischen Nähe des Berichts vom Tod Moses (Dtn 34,5-12) mit dem übrigen Dtn einen von Mose verschiedenen Verfasser.
- Der engl. Philosoph Thomas Hobbes betrachtete lediglich Dtn 11-27 als mosaisch (vgl. 2Kön 22-23).
- 1655 veröffentlichte Isaak de la Peyrère eine Theorie über nicht-mosaische Teile des Pentateuch.
- 1670 betrachtet Baruch Spinoza Mose zwar als Schriftsteller und Gesetzgeber, den Pentateuch aufgrund seiner Komplexität und Heterogenität als eine erst von Esra besorgte Zusammenstellung bzw. Redaktion vieler Sammlungen und Überlieferungen.
- Für Richard Simon (1678) verunmöglichen Divergenzen zwischen einzelnen Rechtskorpora, Widersprüche, Dopplungen und Sprachunterschiede in den Erzählungen einen einheitlichen Verfasser. Mose habe zwar einiges selbst verfaßt, aber auch auf vorhandenes Material zurückgegriffen. Nach Mose sei in Schreibschulen weitergearbeitet worden. Die Endgestalt des Pentateuch stamme von Esra.
- Zwar interpretierte H. B. Witter bereits 1711 den Wechsel der Gottesnamen als Kriterium für unterschiedliche Herkunft eines Textteiles, doch blieb seine Beobachtung zunächst ohne Wirkungsgeschichte.
- Seine bahnbrechenden Arbeiten sind „Die Composition des Hexateuchs“ (1876-77) und „Prolegomena zur Geschichte Israels“ (1878).
- Vgl. Ferdinand de Saussure, Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft, 6. Aufl. [= 2. Auflage 1967], (Berlin: de Gruyter, 1982). J.W. Apresian, Ideen und Methoden der modernen strukturellen Linguistik (Berlin, 1971). Roland Barthes, Analyse structurale et exegèse biblique, Essais ‚interprétation (Neuchâtel, 1972). Erhardt Güttgemanns und Uwe Gerber, Linguistische Theologie (Bonn, 1972). Kritisch äußerten sich Robert A. Spivey, „Structuralism and Biblical Studies: The uninvited Guest“, Interpretation 28(1974), 133-145 und Richard Jakobsen, „The Structuralists and the Bible“, Interpretation 28(1974), 146-164. M. van Esbroeck, Hermeneutik, Strukturalismus und Exegese (München: Kösel, 1974). H.C. White, „French Structuralism and Old Testament Narrative Analysis Roland Barthes“, Semeia 3(1975), 99-127.
- Vgl. Houtman, a.a.O., S. 162. Den Standpunkt der Bibelkommission vertrat z.B. mit großem Eifer die von G. Hoberg herausgegebene 5. Auflage von F. Kaulen, Einleitung in die Heilige Schrift II (Freiburg i. Br., 1913), S. 9ff. Houtman schreibt auf S. 163: „Nach dem Aufkommen eines eher liberalen Klimas durch die Enzyklika Divino Afflante Spiritu (1943) sowie durch den Brief der päpstlichen Bibelkommission an den Kardinal Suhard im Jahre 1948, in dem Ausweitungen und Anpassungen der mosaische Gesetze auch nach der Zeit Moses zugestanden wurden, wurde die Linie der römisch-katholischen Bibelwissenschaft vor 1906 wieder aufgenommen, so daß die Quellentheorie an Einfluß gewann.“
- Oswald T. Allis, The Five Books of Moses. A Reexamination of the Modern Theory that the Pentateuch is a Late Compilation from Diverse and Conflicting Sources by Authors and Editors Whose Identity is Completely Unknown, 2. Aufl. [1943], (Philadelphia: The Presbyterian and Reformed Publishing Company, 1949), 355 S. sowie The Old Testament: Its Claims and Its Critics (Nutley / New Jersey, 1972).
- Edward Joseph Young, An Introduction to the Old Testament (Grand Rapids, 1949; revised Edition 1960).
- Gleason L. Archer, Einleitung in das Alte Testament, Bd. 1, Übersetzung aus dem Amerikanischen [1964/74], (Bad Liebenzell, VLM, 1987).
- Wilhelm Möller, Die Einheit und Echtheit der 5 Bücher Moses (Bad Salzufflen, 1931) sowie Grundriß für alttestamentliche Einleitung (Berlin, 1958).
- Harold Marcus Wiener, Essays in Pentateuchal Criticism (London, 1910) sowie Pentateuchal Studies (London, 1912). Vgl. Houtman, a.a.O., S. 165f.
- Moses Hirsch Segal, The Pentateuch its Composition and its Authorship and other Biblical Studies (Jerusalem, 1967). Vgl. Houtman, a.a.O., S. 168.
- Vor allem in den Einleitungen zu seinen Pentateuchkommentaren ab 1940. Vgl. Houtman, a.a.O., S. 156f.
- Gerhard Charles Aalders, Oud-Testamentische Kanoniek (Kampen, 1952). Vgl. Houtman, a.a.O., S. 159.
- Roland Kenneth Harrison, Introduction to the Old Testament (Grand Rapids, 1969). Vgl. Houtman, a.a.O., S. 159f.
- Albert Sanda, Moses und der Pentateuch (Münster, 1924). Vgl. Houtman, a.a.O., S. 163.
- Johannes Nickel, Die Pentateuchfrage (Münster, 1921) sowie Grundriß der Einleitung in das Alte Testament (Münster, 1924), S. 59ff. Vgl. Houtman, a.a.O., S. 163.
- Das Folgende in Anlehnung an Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament. Studienbücher Theologie (Stuttgart/Berlin/Köln: Kohlhammer, 1995), S. 69-73, der nur fünf Trends unterscheidet, indem er konservative Positionen ignoriert.
- Die Behandlung der synchronen Ansätze basiert hauptsächlich auf einem Schreiben von Drs. Walter Hilbrands (FTA-Gießen) an den Autor vom 6. Mai 1998, da Zenger den synchronen Ansatz nur kurz erwähnt.
- W.H. Green, The Higher Critics of the Pentateuch (1895; Nachdruck mit einer Einleitung von R. Youngblood, Grand Rapids, 1978) ders. The Unity of the Book of Genesis (1895; Nachdruck mit einer Einleitung von R. Youngblood, Grand Rapids, 1979).
- Samuel R. Külling, Fundamentum 3(1981), 30-47 und Cleon Rogers, „Die Entstehung des Pentateuch“ in: Fundierte Theologische Abhandlungen, Bd. 3 (Wuppertal: Verlag der Schriftenmission, 1985), 7-63.
- Das Folgende mit Houtman, a.a.O., S. 156, Fußnote 93.
- H.J. Koorevaar, De Post-Mosaica in het boek Genesis (Dissertation an der Evangelische Theologische Faculteit in Heverlee, 1986) sowie zwei Vorträge für die Facharbeitsgruppe Altes Testament des Arbeitskreises für Evangelikale Theologie in Hattingen und zwar am 13.3.1995 mit dem Titel: Das Mittelbild: die Bücher Exodus – Leviticus – Numeri als literarische Einheit und am 10.3.1997 mit dem Titel: Mose und die Verfasserschaft des Pentateuch: die kanonische Datierung des Gesetzes. Darüber hinaus hat Dr. Koorevaar freundlicherweise dem Autoren in einem Brief vom 27.5.1998 ausführlich seine eigene Position geschildert und den Abschluß seiner Arbeiten zu diesem Thema für das Jahr 2000 angekündigt, aus dem voraussichtlich einige Veröffentlichungen resultieren werden, auf die man schon sehr gespannt sein darf.
- Vgl. Houtman, a.a.O., S. 423-427. Zu der Position Gipsens ebd. S. 160f. Gipsen sieht die Endredaktion des Pentateuch jedoch erst bei den Männern Hiskias, Houtman sogar erst im 6. Jh. v. Chr.
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Schrieb Mose den Pentateuch? (Teil 3)
Geschrieben am 10.01.2002 von Bernhard Knieß
3. Teil: Besprechung der acht Hauptargumente gegen die mosaische Verfasserschaft+
In den beiden bisherigen Folgen zur Frage der Verfasserschaft der 5 Bücher Mose (Pentateuch) wurden zunächst biblische Gründe für eine mosaische Verfasserschaft vorgestellt und ein Überblick über den Werdegang der Pentateuchforschung gegeben. Im letzten Teil sollen nun acht Hauptargumente gegen Mose als Autor des Pentateuch genannt1 und kritisch kommentiert werden. Die Kritik an diesen acht Argumenten gegen eine mosaische Verfasserschaft kommt traditionell aus dem bibeltreuen Lager2, z.T. aus dem Judentum3 und unter Beibehaltung einer kritischen Gesamthaltung aus dem kritischen Lager.4
Inhalt
- Mangelndes Selbstzeugnis der Schrift bzw. Fehlen einer Unter- oder Überschrift
- Existenz von Post- und A-Mosaica
- Wechsel der Gottesnamen
- Die Existenz von Dopplungen und Widersprüchen zwischen aufeinanderfolgenden Erzählungen (sog. Dubletten)
- Existenz von Dubletten und Widersprüchen innerhalb eines einzigen Erzählzusammenhangs
- Konkurrierende ethische oder kultische Gesetze
- Unvermittelter Wechsel von Sprache, Stil und Vorstellungswelt
- Die Gesamtanlage als literarisches Hauptproblem
1. Mangelndes Selbstzeugnis der Schrift bzw. Fehlen einer Unter- oder Überschrift
Dieses Argument versucht, den positiven Befund zur mosaischen Verfasserschaft5 mittels einer Argumentation aus dem Schweigen abzuschwächen. Wenn man schon beweisschwache Argumente aus dem Schweigen bemüht, dann wäre in Übereinstimmung mit dem Schriftbefund darauf hinzuweisen, daß (1) sämtliche Schreib-befehle und Zeugnisse vom Schreiben innerhalb des Pentateuch nie mit einem anderen als Mose verbunden werden, (2) in der gesamten Schrift nicht im Entferntesten daran gedacht wird, daß ein anderer als Mose die Verantwortung für die Abfassung des Pentateuch trägt und (3) daß weder die Bibel noch die Tradition den Eindruck stützen, der Pentateuch sei in einem Jahrhunderte dauernden Überlieferungsprozeß entstanden.
2. Existenz von Post- und A-Mosaica
Die Behauptung, daß bestimmte Verse nicht von Mose stammen könnten, hatte früher Gewicht. Abgesehen vom Bericht über Moses Tod (Dtn 34,5-12), der als späterer Nachtrag nicht an der Gesamtverfasserschaft Moses rüttelt, liegen nach konservativer Einschätzung nur wenige6 oder keine7 Postmosaica vor. Einige Beispiele: In Gen 12,6 und Gen 13,7 unterstellt man, daß der nachmosaische Schreiber andeuten wollte, daß die Kanaaniter (und Pheresiter) nun nicht mehr im Lande wohnten. „Damals“ sagt aber nichts über die Gegenwart, im Sinne von „damals, aber heute nicht mehr“ (vgl. Jos 14,11). Beide Stellen begründen nur, warum Abram Kanaan nicht sofort in Besitz nehmen konnte.8Der Vergleich mit Ri 18,29 zeige, daß Gen 14,14 frühestens am Ende der Richterzeit verfaßt sein könne. Doch selbst wenn erwiesen wäre, daß beide Texte von derselben Stadt Dan sprechen9, ist Gen 14,14 als Aktualisierung eines Abschreibers erklärbar.10Die Behauptung, der Ausdruck „ehe Israel Könige hatte“ (Gen 36,31) könne unmöglich vor der Zeit Sauls geschrieben sein, ist wegen Gen 17,6 und Dtn 17,14-20 nicht zwingend.11Die Verwendung der Phrase „jenseits des Jordan“ zur Bezeichnung des Ostjordanlandes (Gen 50,10f.; Num 22,1; 32,32; 35,14; Dtn 1,1.5; 4,46) gilt oft als Indiz dafür, daß der Autor sich im Westjordanland und damit in der Zeit nach Mose befindet. Während Young die Phrase als terminus technicus für Transjordanien betrachtet12, behauptet Lilley, daß sie unabhängig vom geographischen Standpunkt des Sprechers für die Ost- oder die Westseite des Jordan gebraucht wurde. Die Verwendung für das Ostjordanland rühre hauptsächlich von der dichteren Besiedlung der Ostseite, nicht von einem angenommenen westlichen Standpunkt.13Da die Wendung „bis auf den heutigen Tag“ (Dtn 3,14) nichts über den Zeitabstand zwischen Ereignis und Abfassung aussagt, ist der Rückschluß auf nachmosaische Verfasserschaft unzulässig. Nach hist.-krit. Verständnis gilt Dtn 17,14-20 oft als Anachronismus, da sonst das Verhalten Samuels in 1Sam 8,6ff sowie das samuelische Königsgesetz in 1Sam 10,25 unerklärlich wären. Stattdessen müsse man Dtn 17,14-20 als Reaktion auf das Königtum Salomos interpretieren. Nach vorliegendem Text ist Dtn 17,14-20 aber prophetische Rede Moses in Übereinstimmung mit Gen 17,6. Die negative Reaktion Samuels auf das Begehren Israels nach einem König in 1Sam 8,6f erklärt sich am besten als Kritik an deren Assimilierungstendenz an das Heidentum (vgl. 1Sam 8,5+19f) und Ergänzung zum Königsgesetz des Mose. Während Mose die Verantwortung des Königs betont, rückt Samuel das Recht des Königs und die Pflichten des Volkes gegenüber dem König ins Zentrum (1Sam 8,11-18; 10,25). Somit reagiert Dtn 17,14-20 nicht auf das Königtum Salomos, sondern Salomo mißachtete Dtn 17,14-20. Ex 33,11; Num 12,3 u.ä. Stellen werden oft als A-Mosaica gewertet, weil man annimmt, daß Mose sich selbst nie so gelobt hätte. Als Tatsachenbericht ist Ex 33,11 aber nicht anstößig, und in Num 12,3 sollte „‚anaw“ besser übersetzt werden mit „geplagt“ (Ex 18,11ff; Dtn 1,12; Ps 106,7-33) statt „demütig“.14
3. Wechsel der Gottesnamen
Bis heute behaupten Befürworter der Quellentheorie, daß der Wechsel der Gottesnamen Jahwe/Elohim auf die unterschiedliche Herkunft der jeweiligen Textteile hinweise.15 Die Durchführung einer exakten mechanischen Trennung der Quellen anhand der Gottesnamen hat sich jedoch als unmöglich erwiesen. So haben sog. E- und P-Stücke auch den Gottesnamen Jahwe (E: Gen 15,1f+7f; 20,18; 22,14ff.; 28,21 / P: Gen 7,16; 17,1), während sog. J-Stüke auch Elohim verwenden (Gen 2,4; 3,1-5; 4,25; 16,13; 32,30). Überdies sind die Gottesnamen häufig so eng miteinander verbunden, daß eine objektive Scheidung der Quellen anhand dieses Kriteriums sinnlos ist. Westermann urteilt: „Den Bestreitern der Quellentheorie ist zuzugeben, daß der Wechsel der Gottesbezeichnung für sich genommen und mechanisch angewandt die verschiedene Autorenschaft nicht beweisen kann.“16 Bereits Ewald, Jacob, Cassuto und Allis legten überzeugend dar, daß der Wechsel der Gottesnamen in vielen Fällen theologisch motiviert ist, da die Gottesnamen verschiedene Eigenschaften bzw. Aspekte Gottes zeigen. So steht „Jahwe“ in engem Zusammenhang mit der Funktion Gottes als Bundesgott Israels, während „Elohim“ Gottes Allmacht und Universalität betont.17 Nach Segal und Slager18 beruht der Namenwechsel oft auf dem simplen Bedürfnis des Autors nach Stilvariation, was dem hebräischen Stil entspricht und Parallelen in ugaritischen Texten und sogar im Koran hat.19
4. Die Existenz von Dopplungen und Widersprüchen zwischen aufeinanderfolgenden Erzählungen (sog. Dubletten)
Als klassische Beispiele hierfür gelten die Schöpfungsberichte (Gen 1+2) und die drei Erzählungen über die Preisgabe der Ahnfrau (Sara bzw. Rebekka, Gen 12,10-20; 20; 26,6-11). Die verschiedene Herkunft der Schöpfungserzählungen zeige sich darin, daß sie sich in ihrer Gesamtszenerie, der Abfolge der erzählten Ereignisse und in ihrem Gottesbild widersprächen. Dagegen stimmten die Erzählungen über die Preisgabe der Ahnfrau trotz ihres je eigenen Profils in wesentlichen Elementen ihrer Erzählstruktur derart überein, daß sie als Varianten ein und derselben Geschichte betrachtet werden müssen und somit schwerlich ein und demselben Verfasserkreis zugehören können.20 Von konservativer Seite wird argumentiert, daß sich die Schöpfungsberichte in Wahrheit nicht widersprechen, sondern dergestalt ergänzen, daß einem Gesamtüberblick über das 6-Tage-Werk (Gen 1) eine genauere Erklärung des 6. Schöpfungstages folgt mit besonderer Fokusierung auf den Menschen (Gen 2,4b-25).21
Im Gegensatz dazu wird nachhaltig bestritten, daß die Erzählungen von der Preisgabe der Ahnfrau Varianten derselben Geschichte seien. Dagegen sprechen nicht nur die allgemeine historische Zuverlässigkeit der Bibel und die Tatsache, daß in der Wirklichkeit sich häufig einander ähnliche Ereignisse abspielen, sondern auch die schwerwiegenden Unterschiede der Berichte und deren ausgezeichnete Einbettung in den jeweiligen unmittelbaren Kontext. Nach Houtman ergibt die Beschäftigung mit dem Text der Genesis, „daß die betreffenden Abschnitte offensichtlich nicht als Dubletten/Tripletten gedacht sind, sondern als Beschreibung eines Ereignisses, das deutlich von einem (oder mehreren) anderen ähnlichen Ereignissen unterschieden werden muß.“22 Das häufige Vorkommen ähnlicher Berichte innerhalb der Genesis, der babylonischen Schöpfungs- und Fluterzählung, der Texte von Ugarit und anderer altvorderorientalischer Schriften läßt eher darauf schließen, daß die Zusammenstellung ähnlicher Begebenheiten ein typisch semitisches Stilmittel und somit kompositorische Absicht des Verfassers ist, um mittels Wiederholungen einen Betonungseffekt zu erzielen oder dem Bedürfnis nach Variation nachzukommen.23 So wundert es nicht, daß Westermann auch dieses Kriterium der Quellenscheidung relativiert und einräumt, daß das Vorkommen von Dubletten und Wiederholungen an sich kein Indiz für die Existenz verschiedener Quellen sein muß.24
5. Existenz von Dubletten und Widersprüchen innerhalb eines einzigen Erzählzusammenhangs
Als Paradebeispiel gilt die Sintfluterzählung (Gen 6,5-9,17), wo die Entdeckung von bis zu fünf Widersprüchen25 und 14 Dubletten26 einen einheitlichen Verfasser schlechterdings ausschließen soll.
Grundsätzlich kann dazu gesagt werden, daß von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen sich die allermeisten „Widersprüche“ ohne größere Probleme harmonisieren lassen, wie ein Blick in konservative exegetische Literatur zeigt. Häufig liegen die angenommenen Schwierigkeiten auch in den kritischen Voraussetzungen begründet. Am besten und detailliertesten hat der Jude Benno Jacob die Einheitlichkeit des Flutberichts begründet.27 Sein Ergebnis lautet zusammengefaßt: 1) Die Widersprüche lösen sich bei genauerem Hinsehen auf.28 2) Die sogenannten Dubletten sind inhaltliche Ergänzungen und entsprechen dem hebräischen Stil. 3) Seine Einheitlichkeit zeigt sich am kunstvollen Aufbau29 und der Existenz bestimmter Zahlenkombinationen.30
6. Konkurrierende ethische oder kultische Gesetze
Während die klassische Pentateuchkritik sich hauptsächlich den erzählenden Teilen des Pentateuch zuwandte, geraten in neuerer Zeit mehr die Rechts- und Kultüberlieferungen in den Blick. Dabei geht es vor allem um das Verhältnis der drei großen Gesetzeskorpora „Bundesbuch“ (Ex 20,22-23,33), „Heiligkeitsgesetz“ (Lev 17-26) und „Deuteronomistische Gesetzessammlung“ (Dtn 12-26) zueinander sowie um den synoptischen Vergleich der je zweifach überlieferten Fassungen des sog. ethischen Dekalogs (Ex 20 / Dtn 5; vgl. auch Lev 19) und des sog. kultischen Dekalogs (Ex 23,10-19 / Ex 34,11-26). Als Hauptprobleme gelten 1) wie die drei Gesetzeskorpora, die eine verwandte Gesamtstruktur aufweisen und sich z.T. bis in Einzelheiten hinein gleichen, sich zugleich in Sprache und Sache unterscheiden und 2) wie die unterschiedliche Kompositionsstruktur der Dekalogfassungen und die Divergenzen und Widersprüche der sozialen und kultischen Gebote sich im einzelnen erklären lassen.31 Hier muß zunächst eingeräumt werden, daß die konservative Forschung auf diesem Gebiet noch erheblichen Nachholbedarf hat. Allgemein kann aber gesagt werden, daß die Tatsache der Dopplung oder Triplung von Gesetzen, die Existenz paralleler Strukturen und Übereinstimmungen bis hinein in den Wortlaut durchaus als Argument für einen einheitlichen Verfasser und eine dahinter stehende Gesamtkonzeption dienen kann. Die gleichzeitig beobachteten Unterschiede in der Kompositionsstruktur, im Wortlaut und vor allem in der Sache können zumindest teilweise erklärt werden mit der unterschiedlichen historischen Situation, in die hinein diese Gesetze gegeben wurden. Die Historizität der „Dekaloge“ und „Gesetze“ wird von den Texten selbst insofern nahegelegt, da sie in einem jeweils zu ihnen passenden Erzählrahmen stehen. Angesichts der zeitlichen, kulturellen, methodischen und theologischen Kluft moderner Forscher zu altsemitischen Rechts- und Kultgesetzen ist Bescheidenheit im Blick auf Schlußfolgerungen über deren Entstehung und Vereinbarkeit durchaus angezeigt.
7. Unvermittelter Wechsel von Sprache, Stil und Vorstellungswelt
Neben quellentypischer Verwendung bestimmter Vokabeln, grammatischer Formen und Redewendungen sollen auch unterschiedliche Stile32 und Vorstellungswelten33 das Vorhandensein mehrerer Verfasser beweisen. Doch auch dieser Argumentationsstrang hat seine Brauchbarkeit als zwingendes Kriterium der Quellenscheidung u.a. aus folgenden vier Gründen eingebüßt.
a. Literarkritische Folgerungen aus stilistischen Unterschieden sind mit äußerster Vorsicht zu behandeln, wie Computeranalysen und Versuche an Werken zeitgenössischer Autoren zeigen.34 Nach Radday beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Homogenität von J und E in der Genesis 82%, was ihm Basis genug wäre mit der Quellenhypothese in der Genesis zu brechen.35 Die Schwierigkeit des stilistischen Arguments liegt darin, daß Wortschatz, Redewendungen, Erzählstil etc. eines literarischen Werkes von sehr vielen Faktoren abhängen, z.B. dem Stoff, der gewählten literarischen Gattung, Zeitpunkt und Umstände der Abfassung und Intention des Autors
b. Sog. quellentypische Vokabeln wurden auch in anderen Quellen des Pentateuch gefunden oder entpuppten sich aufgrund neuerer Forschungen als unhaltbar.36
c. Ein weiteres wichtiges Grundsatzproblem sieht vor allem Engnell darin, „daß hier ein Buch aus dem vorderen Orient wie ein Schriftstück des 20. Jh. analysiert wird.“37 So ist beispielsweise die Annahme, daß häufige Wiederholungen oder eine Mischung aus Prosa und Poesie als typisches Kennzeichen verschiedener Quellen bzw. Verfasser betrachtet werden müssen, lediglich eine moderne Voraussetzung, die dem orientalischen Schreib- und Erzählstil, wie er sich z.B. auch in ugaritischen Texten findet, nur wenig Verständnis entgegenbringt.
d. Der Versuch, mittels einer Theologie von J, E, D, P usw. die Richtigkeit der Quellentheorie zu beweisen, entpuppte sich überdies je länger je mehr als einfacher Zirkelschluß: Zuerst versuchte man aus gesicherten Stellen einer bestimmten Quelle deren Theologie zu entwerfen, um schließlich in einem zweitem Arbeitsschritt anhand dieser so ermittelten Theologie andere Stücke des Pentateuch jener Quellenschicht zuzuordnen. Abgesehen davon wurde das Argument in der Praxis dadurch geschwächt, daß häufig die verschiedensten gegensätzlichen Anschauungen innerhalb ein und derselben Quelle zusammentreffen konnten. Überhaupt darf das Argument der verschiedenen geistigen Höhenlage nur mit großer Vorsicht gehandhabt werden, wie Eißfeldt zugibt: „Der geistige Besitz jedes Einzelmenschen ist eine complexio oppositorum, und so wird auch ein Erzählungswerk mancherlei Spannungen aufweisen. Das gilt dann um so mehr, wenn sein Verfasser ältere und größtenteils schon geformte Stoffe benutzt und so schonend wie möglich mit ihnen verfahren will … Unter diesen Umständen ist es natürlich schwer, aus dem Vorhandensein von Elementen verschiedener geistiger Höhenlage mit Sicherheit Schlüsse auf literarische Uneinheitlichkeit zu ziehen.“38 Wiederum stellt Westermann fest: „Dieses ist bisher ein besonders gewichtiges Argument der Quellenscheidung gewesen. Aber auch dieses Argument kann eine absolute Geltung nicht mehr beanspruchen.“39
8. Die Gesamtanlage als literarisches Hauptproblem
Schon Goethe40 bemerkte in seinem „West-Östlichen Diwan“ die Gesamtanlage des Pentateuch als literarisches Hauptproblem und zwar in doppelter Hinsicht: Erstens sei das Verhältnis von Geschichte und Gesetz im Ganzen und im Detail so unsystematisch, daß es nur als ein wie immer zu erklärendes längeres Zusammenwachsen verschiedener Textkomplexe historisch und literarisch verstehbar wird. Zweitens seien Erzählstil und Erzähltechnik so vielgestaltig, daß sich dies nicht als Kunstgriff eines einzigen Erzählers oder eben als durch den jeweiligen Gegenstand bedingte Vielfalt erklären läßt. Hierzu ist dreierlei einzuwenden:
a. Wie von Zenger selbst ausführlich dokumentiert wird, ist der Pentateuch in seiner Endgestalt eine planvolle Komposition41, was das angeblich unsystematische Verhältnis von Geschichte und Gesetz zumindest relativiert. Hinzu kommt folgende Tatsache: Der überwiegende Teil der Gesetze ist entweder unmittelbar oder mittelbar mit der Gottesoffenbarung am Sinai und der Konstitution Israels verbunden, während andere mit den Berichten über Israels Weg aus Ägypten durch die Wüste Sinai (Ex 12-18) und vom Sinai durch die Wüste zu den Gefilden Moabs (Num 10-36) kunstvoll verwoben sind.
b. Verschiedene Forscher haben zu Recht angemerkt, daß man ein altes orientalisches Buch nicht in ein modernes, westlichen Denksystem pressen könne.42 Auch die vorgeschlagene Hypothese eines längeren Zusammenwachsens verschiedener Textkomplexe mag zwar in westlichen Ohren des 20. Jhdts. zunächst unverfänglich klingen, steht aber angesichts des jüdischen Verständnisses von Offenbarung, Inspiration, Kanon und Textüberlieferung vor unlösbaren historischen und theologischen Schwierigkeiten.
c. Die Vielgestalt des Erzählstils und der Erzähltechnik erklärt sich hinreichend durch 1) die außergewöhnliche Bildung Moses (Apg 7,22), 2) die Vielfalt der behandelten Gegenstände mit jeweils unterschiedlicher personaler und emotionaler Betroffenheit des Mose, 3) den langen Berichtszeitraum, 4) den orientalischen Stil des Buches mit seiner mehr psychologischen als logischen Erzählstruktur usw.
Die kurze kritische Besprechung der acht Hauptargumente gegen die mosaische Verfasserschaft des Pentateuch hat gezeigt, daß der zur Zeit noch herrschende Grundkonsens gegen die mosaische Verfasserschaft auf morschen Fundamenten ruht.
Anmerkungen
Bernhard Knieß, Jahrgang 1960, studierte an der Freien Theologischen Akademie in Seeheim und Gießen. 1985 wurde er als Lehrer für Altes und Neues Testament an die Bibelschule Bergstraße nach Seeheim berufen (seit 1990 in Königsfeld/Schwarzwald) und ist dort seit 1987 Studienleiter.
- E. Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament (Stuttgart/Berlin/Köln: Kohlhammer, 19983), S. 88-103 erwähnt nur noch die Argumente 3-8.
- C.F. Keil, Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die kanonischen (seit 1859: und apokryphischen) Schriften des AT, 3. Aufl. (Gütersloh: 1873). W. Möller, Die Einheit und Echtheit der 5 Bücher Moses (Bad Salzufflen: 1931) sowie Einleitung in das Alte Testament (Zwickau: 1934). O.T. Allis, The Five Books of Moses, [1943] (Philadelphia: 1949²). E.J. Young, An Introduction to the Old Testament (Grand Rapids/Michigan: 1954²). M.F. Unger, Introductory Guide to the OT (Grand Rapids: 1956²), R.K. Harrison, Introduction to the Old Testament (Grand Rapids: 1973), G.L. Archer, Einleitung in das Alte Testament, Amerik. Origialtitel: Old Testament Survey [1964/74] (Bad Liebenzell: 1987). S.R. Külling, Zur Datierung der Genesis P-Stücke (Dissertation: Kampen: 1964) sowie Fundamentum 3(1981), S. 30-47 (bes. Literaturverzeichnis S. 44-47); C. Rogers, „Die Entstehung des Pentateuch“, Fundierte Theologische Abhandlungen, Bd. 3, (Wuppertal: 1985), S. 7-63.
- B. Jacob, Das erste Buch der Tora, Genesis übersetzt und erklärt (Berlin: 1934 / New York: 1974). Jacob behandelt die kritische Meinung sehr ausführlich und bringt starke Beweise dagegen, obwohl er die mosaische Verfasserschaft ablehnt. C.H. Gordon, „Higher Critics and Forbidden Fruit“, Christianity Today 4(1959). Der jüdische Gelehrte Gordon, der sich nach dem 2. Weltkrieg aus wissenschaftlichen Gründen von der Quellenscheidungstheorie distanzierte, behauptet in diesem Artikel, daß niemand die veraltete Quellentheorie aufgeben will, da diese Theorie immer noch Kriterium interkonfessioneller akademischer Anerkennung ist. Gordon versucht dann anhand der Archäologie die verschiedenen Schwächen der Quellentheorie aufzudecken. U. Cassuto, The Documentary Hypothesis and the Composition of the Pentateuch (Jerusalem: 1961) sowie A Commentary on the Book of Genesis I-II (Jerusalem: 1961-64) bestreitet vehement die argumentative Basis der Quellentheorie und vertritt die Einheit des Pentateuch. Als Entstehungszeit postuliert er die davidisch-salomonische Ära. M.H. Segal, The Pentateuch its Composition and its Authorship and other Biblical Studies (Jerusalem: 1967) wendet sich ausführlich gegen die Quellentheorie und vertritt die Position, daß der Pentateuch im großen und ganzen auf Mose zurückgeht.
- B.D. Eerdmans, Alttestamentliche Studien I-IV (Gießen: 1908-1912) wies in einer sehr detaillierten Prüfung der Quellentheorie auf viele Schwachpunkte hin. F. Dornseiff, Kleine Schriften I (Berlin: 1959), S. 203-329 wendet sich in seinen Untersuchungen gegen die Kriterien der Quellenscheidung und vertritt die Einheit des Pentateuch. R. Rendtorff, Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch (BZAW 147) (Berlin/New York: 1977); vergleiche dazu auch Journal for the Study of the Old Testament 3(1977) sowie R. Rendtorff, Das Alte Testament. Eine Einführung, (Neukirchen-Vluyn: 1983), der die Vier-Quellentheorie als unhaltbar ablehnt. R.N. Whybray, The Making of the Pentateuch. A Methodological Study (Sheffield: 1987) greift die Grundlagen der Quellentheorie an und lehnt auch andere auf Literarkritik beruhende Konzeptionen der Pentateuchentstehung ab. Für ihn ist der Pentateuch das Werk eines Autors aus dem 6. Jhdt. v. Chr. (Näheres bei Houtman, S. 236ff.240.) C. Houtman, Der Pentateuch. Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung (Kampen: 1994) schließt nach ausführliche Diskussion auf S. 419: „Im Lichte obengenannter Betrachtungen meinen wir behaupten zu können, daß die Quellentheorie keine befriedigende Antwort auf die Entstehung des Pentateuch zu leisten vermag.“
- Vgl. den ersten Teil meiner Artikelserie in W+W-Disk-Beitr. 3/97: Das Zeugnis der Bibel.
- Konservative Gelehrte wie Young, S. 64f., 77f., 95f., 106f. bestreitet z.B. daß Gen 12,6; 13,7.18; 14,14; 22,14; 23,19; 36,31; Ex 6,26f; Dtn 1,1 spätere Ergänzungen seien. Ähnlich zurückhaltend äußert sich Möller, Grundriß für alttestamentliche Einleitung (Berlin: 1958), S. 30, 40f., 103ff.
- Vgl. H.J. Koorevaar, De Post-Mosaica in het boek Genesis (Dissertation: Evangelische Faculteit in Heverlee, 1986). Er bestreitet mit Ausnahme von 5Mo 34,5-12 jegliche Existenz von Postmosaica im Pentateuch.
- U. Cassuto, Commentary on Genesis, Bd. II, S. 327.
- Young, S. 64 geht von der Verschiedenheit der Orte aus. Vgl. auch B.S.J. Isserlin, „Israelite and Pre-Israelite Place Names in Palestine. A Historical and Geographic Sketch“, PEQ 1957, S. 133-44, wo nachgewiesen wird, daß des öfteren gleichlautende Namen für verschiedene Plätze verwendet wurden, s. Houtman, S. 344. Vgl. auch die 33 Orte namens „Neustadt“ in der BRD.
- Unger, S. 262 und D. Kidner, Genesis, Tyndale Old Testament Commentary (London: 1968), S. 16.
- Vgl. Unger, S. 263 und H.C. Leupold, Exposition of Genesis, Bd. 2 (Grand Rapids: 1959), S. 944.
- Young, S. 107f. Vgl. Houtman, S. 345.
- J.P.U. Lilley, „By the River-Side“, VT 28 (1978), S. 165-71. Houtman, S. 345.
- Die Wiedergabe von „‚anaw“ mit „gebeugt sein“ (vor Demut oder vor Last [!]) oder „geplagt sein“ ist auch nach KAI Nr. 202,2 möglich und aufgrund der Etymologie, der Wortbedeutung und auch des Kontextes näherliegend, zumal ein Komparativ von „‚anaw“ in der Bedeutung „demütig“ bisher nicht nachweisbar ist.
- Zenger, S. 89 verweist zusätzlich auf den Wechsel der Gottestitel El Eljon/El Shaddaj/El Olam usw. und die Erscheinungsweisen Gottes als Engel des Herrn oder drei Männer.
- C. Westermann, Genesis, BK I.1, 3. Aufl., (Neukirchen: 1983), S. 770.
- G.H.A. Ewald, Die Komposition der Genesis, § 37 (Braunschweig: 1823). Jacob, S. 197 u.a.; Cassuto, S. 15-41. Allis, S. 23-29.
- Segal, S. 8ff., 103ff., 120f. D.J. Slager, „The Use of Divine Names in Genesis“, BiTr 43(1992), S. 423-429.
- Vgl. Houtman, 380. Er nennt auf S. 381-383 noch einen textkritischen Einwand gegen das Kriterium der Gottesnamen (Dahse, Wiener, Engnell) sowie weitere praktische Schwierigkeiten in der Anwendung des Kriteriums, die deutlich machen, „daß die Gottesnamen den Forscher jedenfalls nicht befähigt, auf einfache Weise Quellen abzugrenzen“.
- Zenger, S. 90f.
- Vgl. die Ausführungen in konservativen christlichen und jüdischen Kommentaren zur Genesis. Außerdem die grundsätzliche Bestreitung der Dubletten/Tripletten bei Cassuto, S. 69ff; Segal, S. 20f., 32f., 47; G. Chr. Aalders, Short Introduction to the Pentateuch (London: 1949), S. 86ff u.a. Einen guten Überblick über die Einzelprobleme bietet R. Junker, Leben durch Sterben? Schöpfung, Heilsgeschichte und Evolution (Neuhausen-Stuttgart: 1994), S. 206-208.
- Houtman, S. 407.
- So Cassuto, S. 82; Houtman, S. 407-410.
- Westermann, S. 772ff.; ähnl. S. Mowinckel, Erwägungen zur Pentateuch Quellenfrage (Oslo: 1964), S. 25, 61f.
- Zenger, S. 91 nennt 1) die Ursache der Flut, 2) die Tiere in der Arche, 3) die Dauer der Flut, 4) die Art der Flut und 5) das Herausgehen Noahs aus der Arche. R. Smend, Die Entstehung des Alten Testaments (1981²), S. 41 läßt den ersten, Westermann, S. 534f den ersten und den letzten Widerspruch fallen.
- So Zenger, S. 91. Smend, S. 41 zählt nur elf, Westermann, S. 535 nur noch acht Dubletten.
- Jacob, S. 183-272. Vgl. dazu auch J.A. Emerton, An Examination of some attempts to defend the unitiy of the flood narrative in Genesis, in: VT 37(1987), S. 401-420 (Part I) und VT 38(1988), S. 1-21 (Part II).
- Exemplarisch seien zwei Widersprüche erklärt: 1) Über die Anzahl der Tiere in der Arche bemerkt Jacob, S. 196,198f: Gen 6,19f nennt die Tiere als in der Arche Mitzunehmende und zu Speisende, die die Flut überleben und die Schöpfung erhalten werden. In Gen 7,2f bestimmt die Qualifizierung der Tiere als rein und nicht rein diese als Opfergabe, die Noah nach der Flut bringen wird (8,20). 2) Bezüglich der Dauer der Flut kommt Jacob, S. 229-235 nach tiefgehender Untersuchung zu folgendem wohlfundiertem Ergebnis: „Der Regen dauerte, nach 7tägiger Vorherverkündigung am 40. Tage des Jahres, 40 Tage. Die fühlbare Abnahme der Wasser begann 150 Tage nach Beginn des Regens, also hatten die Wasser 110 Tage über den Bergen gestanden, bis sie soweit gefallen waren, daß die Arche (am 17. VII.) festsaß. 110 ist = 40 + 70. Die Erde ist völlig trocken und Noah verläßt die Arche am 27.II., d.i. nach 220 Tagen, also der doppelten Zeit, 220 ist = 2 x (40 + 70). Mit anderen Worten: 40 + 70 Tage dauert es (nach 40 tägigem Regen), bis Noah Land spürt, 2 mal 40 + 70, bis er wieder Land betritt. Damit ist das Problem <die Chronologie der Sintflut> gelöst. Durchsichtiger und folgerichtiger konnte keine Berechnung sein. Sämtliche Angaben des Textes stimmen widerspruchslos zusammen.“
- Z.B. streng logischer Gesamtaufbau von 6,9-8,22. Bei der Beschreibung der Arche in 6,14-16: Beschränkung auf die notwendigste Information und die strenge Logik des Gedankengangs: a) Materialen, b) Maße, c) Beiwerk, d) innere Struktur. Bei der doppelten Chronologie: absolute Daten zur Fixierung des Anfangs und Endes der Flut, relative Daten zur Orientierung Noahs und der Seinen.
- Nach Jacob, S. 231-235 sind alle Summen und Daten von Anfang bis Ende nach den Zahlen 40 und 7 orientiert. Darüber hinaus ergibt die Abzählung der signifikanten Wörter der Fluterzählung (6,9-8,22) jeweils ein Vielfaches der Hauptzahl 12 (Noah, Arche, Wasser bzw. Flut, Erde kommen je 24x vor, das Wörtchen für Totalität 48x).
- Zenger, S. 93-101 behandelt diesen Punkt ausführlich und gibt zahlreiche Tabellen dazu an.
- O. Kaiser, Einleitung in das Alte Testament (Gütersloh: 1969), S. 69 schreibt: „Die Breite und Nüchternheit des Stils mit seiner definitorischen Genauigkeit, mit seiner Vorliebe für Chronologie und Genealogie lassen den Anfänger schon nach kurzer Übung den priesterlichen Anteil des Pentateuch mit einiger Sicherheit erkennen.“ In späteren Auflagen wurde diese Aussage zurückgenommen (s. z. B. 5. Aufl. 1984, S. 111).
- So schreibt z.B. O. Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament (Tübingen: 19643), S. 243: „Ein drittes Erkennungsmerkmal der einzelnen Schichten und Quellen ist die Verschiedenheit der Höhenlage ihrer religiösen und sittlichen, ihrer rechtlichen und politischen Anschauungen.“
- Y.T. Radday, H. Shore, M.A. Pollatschek und D. Wickmann, „Genesis, Wellhausen and the Computer“, ZAW 94 (1982), S. 467-481. Nach Radday, S. 269 beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß mit seiner Methode Goethes Werke auch wirklich Goethe zugeschrieben würden, lediglich 22%.
- Ebd. S. 469 und 481.
- Die Verwendung von ani/anoki in ugaritischen Texten (um. ca. 1500 v.Chr.) widerlegt die frühere Annahme, wonach die kürzere Form ani für das späte P-Dokument (um 450 v.Chr.) charakteristisch sei. Vgl. hierzu C.L. Feinberg, „ani“, Theological Wordbook of the Old Testament, ed. by R.L. Harris, G.L. Archer, B.K. Waltke (Chicago: 1981²), I, 57.
- F. Rienecker, Bibellexikon (Wuppertal: 197813), Sp. 946. Vgl. auch Fußnote 42.
- Eißfeldt, S. 246f.
- Westermann, S. 775.
- Nach Zenger, S. 102f.
- Ebd. 102 und 66ff.
- A. Bea, „Biblische Kritik und neuere Forschung“, in: Stimmen der Zeit, 58. Jg., Heft 1 (Freiburg i. Breisgau: 1927); I. Engnell, Gamla Testamentet (Stockholm: 1945); K.H. Rabast, Die Genesis (Berlin: 1951); Young, a.a.O.; C.H. Gordon, Christianity Today (Washington: Nov. 1959) auszugsweise in BuG 3(1962). Gordon lehnt z.B. auch die moderne Voraussetzung ab, daß Prosa und Poesie sich nicht mischen könnten und von daher voneinander zu trennen und verschiedenen Zeiten zuzuweisen seien.
Ursprünglicher Artikel: https://www.wort-und-wissen.org/disk/d99-2m/