Bienenzucht in Israel zur Zeit der biblischen Könige

Bienenzucht in Israel zur Zeit der biblischen Könige

Am brennenden Dornbusch wird Mose das verheißene Land als ein gutes und geräumiges Land beschrieben, das von Milch und Honig überfließt (Ex 3, 8). Dieser Honig wird häufig als süßes Produkt aus Datteln, Feigen oder Trauben interpretiert, da keine gezielte Honigproduktion durch Imkerei angenommen wird (Ri 14,8+9; 1. Sam 14,27).

Nun haben Bloch et al. (2010) den Inhalt von Tonzylindern aus ungebranntem Ton untersucht und darin Überreste von Bienen (Arbeiterinnen, Drohnen und Larven) gefunden. Ähnliche Tongefäße sind als Bienenstöcke im Nahen Osten immer noch im Gebrauch. Sie haben an einer Stirnseite ein kleines Loch als Flugloch für die Bienen und auf der gegenüberliegenden Seite eine mit einem Deckel verschlossene Öffnung, um die Honigwaben zu entnehmen. Die Tongefäße waren bei Grabungen in Tel Rehov im mittleren Jordantal in Nordisrael freigelegt worden, sie waren in mehreren Reihen aufeinander geschichtet und werden von den Autoren als eine industrielle Bienenzucht und Imkerei in einem damals dicht besiedelten Gebiet interpretiert. Radiometrische Datierungen (14C) ergaben ein Alter von 10. bis 9. vorchristliches Jahrhundert. Damit haben Bloch et al. den archäologisch ältesten Imkereibetrieb in Israel beschrieben, zur Zeit, als David und Salomo Könige in Israel waren bzw. um die Zeit der Reichsteilung.

Aufgrund von elektronenmikroskopischen Untersuchungen der gefundenen Insektenbeine, Körper und vor allem der Flügelfragmente konnten anhand von Vergleichsdaten auch Fragen nach der gezüchteten Bienenart bearbeitet werden. Durch morphologische Vergleiche (vor allem der durch die Flügeladern gebildeten Zellen) kann wahrscheinlich gemacht werden, dass vor ca. 3000 Jahren in Israel Imker nicht mit der lokalen Bienenart Apis mellifera syriaca oder mit anderen benachbarten Unterarten (A. m. lamarckii, oder A. m. meda), sondern mit A. m. anatoliaca gearbeitet haben. Das ist eine Bienenart, die aus dem Gebiet der heutigen Türkei stammt, vergleichsweise wenig aggressiv ist und gute Honigproduktion aufweist. Mit dieser Arbeit wurden Befunde vorgestellt, die belegen, dass um 1000 v. Chr. in Israel Bienenzucht und Imkerei bereits auf hohem Niveau etabliert waren.

H. Binder

Abbildungen von der Ausgrabungsstätte sowie mikroskopische Aufnahmen der Überreste von Bienen sind im Internet zu finden unter: www.pnas.org/lookup/suppl/doi:10.1073/pnas.1003265107/-/DCSupplemental).

[Bloch G, Frankoy TM, Wachtel I, Panitz-Cohen N, Fuchs S & Mazar A (2010) Industrial agriculture in the Jordan valley during biblical times with Anato honeybees. Proc. Nat. Acad. Sci. USA; doi: 10.1073/pnas.1003265107]

Ursprünglicher Artikel: https://si-journal.wort-und-wissen.org/sij/article/view/3464/6609