16 Personen aus Bibeltexten des 1. Jts. v. Chr. historisch belegt – Fachtagung Archäologie 2005
Anfang November 2005 fand die 12. W+W-Fachtagung für Archäologie im Freizeitheim Schönblick bei Schwäbisch Gmünd statt. Von den 35 Teilnehmern stammte fast die Hälfte aus relevanten Fachbereichen der Semitistik, Biblischen Archäologie, Geschichte und Theologie.

Zum Thema „Inschriften aus der israelitischen und judäischen Königszeit“ referierten fünf Spezialisten. Gotthard Reinhard (Sulzbach a. Murr) analysierte die ersten beiden schwer leserlichen Zeilen der aramäischen Königsstele aus Aleppo (9. Jh. v. Chr.) und nannte überzeugende Gründe dafür, warum dort der bisher von manchen bereits für legendär gehaltene biblische König Ben-Hadad III. (2. Könige 8,7ff.) erwähnt wird.
Lawrence Mykytiuk (W. Lafayette/USA) stellte zum ersten Mal in Europa seine Methodik zur Identifizierung von biblischen Personen in altvorderasiatischen Inschriften vor. Dabei folgerte er, daß mindestens 16 Personen (u.a. die Könige Omri, Jerobeam II. von Israel, Mescha von Moab, Minister Gemaria, der Sohn Schafans usw.) aus Texten des 1. Jts. v. Chr. nahezu 100%ig sicher mit den uns bekannten Charakteren der Bibel identisch sind.
Lenny Wolfe (Jerusalem) und Martin Heide (München) untersuchten Inschriften (Siegel und Ostraka) nicht bekannter Herkunft, und betonten, wie schwer es ist, mit Sicherheit die Echtheit solcher Stücke festzustellen. Während Wolfe Zweifel über die Echtheit der Tonbullen Baruchs (des Schreibers des Propheten Jeremias) aufgrund abweichender Buch-stabenformen und Papyrusfasernabdrücke hegte, betonte Peter van der Veen (während der Diskussionsrunde am Samstagabend und parallel zum Vortrag von W.-D. Winkel über die Entstehung altorientalischer Lampen), daß eben genau diese Abweichungen auf manchen der stratifizierten Tonbullen aus Jerusalem (aus der Zeit Jeremias!) zu sehen sind.
Peter van der Veen referierte über Siegel und Tonbullen von Beamten und Königen aus der Zeit Jeremias und zeigte anhand von zusätzlichen Keramik- und Kleinfunden, daß sie aus der späten Königszeit und dessen späteisenzeitlichen Umfeld stammen.
Nicht nur die Teilnehmer äußerten sich zufrieden mit der Tagung, sondern mehrere Fachleute zeigten ausgesprochenes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeitsgruppe. Als uns am Abend nach der Tagung noch eine Nachricht aus Israel zusammen mit einem Foto von einer vor nur wenigen Wochen im Schutt des Tempelbergs entdeckten Tonbulle eines weiteren Zeitgenossen des Propheten Jeremias erreichte, war die Faszination perfekt!
P. van der Veen
Ursprünglicher Artikel: https://www.wort-und-wissen.org/info/4-05/