J. Lennox: „Hat die Wissenschaft Gott begraben? (Ausgabe 2009)“
Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen.
R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 2009 herausgegeben vom Institut für Glaube und Wissenschaft 336 S., Hardcover
Nachfolgend eine Rezension von Peter Imming:
Deutschland, im Herbst 2007 auf einer großen Wissenschaftlerversammlung. Ein Nobelpreisträger für Physiologie spricht, kommt auf die Bibel zu sprechen, und dass er eine Brücke sucht zwischen Glaube und Wissenschaft. Nach seinem Vortrag Stille. Die erste „Frage“, eine mit aller Strenge eines Hüters von Dogmen vorgetragene Ermahnung: „Herr Kollege, die beiden Dinge, die sie angesprochen haben, Glaube und Wissenschaft, haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun.“ Der Vortragende: „Da bin ich gar nicht Ihrer Meinung.“

„Seit 300 Jahren“ (so einmal der Leiter der Wissenschaftsabteilung einer sehr bekannten Zeitung zu mir) „wird uns die Geschichte erzählt, dass mehr Wissenschaft weniger Glauben an Gott bedeutet.“ Prof. John Lennox’ Buch zeigt unter vielen Aspekten, warum diese „Geschichte“ eine Legende ist. Lennox hätte es sich einfach machen können und nur darauf hinweisen müssen, dass heute wie früher sehr viele auch bedeutende (Natur-)Wissenschaftler von der Wahrheit der Bibel überzeugt sind. Stattdessen hat er ein außerordentlich inhalts- und kenntnisreiches Buch verfasst, in dem er alle wichtigen Aspekte der Titelfrage gründlich behandelt. Lennox, Mathematikprofessor an der Universität Oxford, hält sehr viele Vorträge, u.a. auf offizielle Einladung von Universitäten weltweit, und führte große Debatten mit bekannten Atheisten und Skeptikern wie Richard Dawkins, Christopher Hitchens und Michael Shermer. Daher ist sein Buch topaktuell und beinhaltet die beste Diskussion der Thematik, die es derzeit geben dürfte.
Die Argumente der modernen Naturwissenschaften in der Auseinandersetzung zwischen der atheistischen und theistischen Deutung des Universums werden zusammengestellt und die Vernünftigkeit und Wissenschaftsförderlichkeit einer theistischen Sicht begründet.
Die vorliegende Neuauflage ist sehr stark überarbeitet. Ein Kapitel über David Hume ist ganz neu dazugekommen.
Die Themen des Buches sind: Theismus und Atheismus, Reichweite und Grenzen der Wissenschaft, Reduktionismus, Planung und Teleologie in Universum und Biosphäre, Evolution, Urzeugung, der genetische Code und sein Ursprung, Information und ihr Ursprung. Erfreulicherweise biedert sich Lennox nicht dem Lieblingskind des Materialismus an, „der Evolution“, sondern präsentiert auch in diesem Kapitel eine sachlich-offene Diskussion.
Dieses hervorragende Buch ist ein absolutes „Muss“ für alle, die im kleineren oder größeren Rahmen, in Gemeinde, Schule, Studium oder Vorträgen mit der Thematik „Glaube und Wissenschaft“ zu tun haben. Dabei ist es anspruchsvoll für Leser, die wissenschaftliches Vokabular und Argumentationsweise nicht gewohnt sind.
Wir wünschen dem Buch eine weite Verbreitung bei Schülern, Studenten der Geistes- und Naturwissenschaften und Wissenschaftlern. Auch zum Weitergeben an Nicht-Christen ist es bestens geeignet, um über Gründe für und Inhalte des Glaubens an Gott ins Gespräch zu kommen. Christlicher Glaube, wie Prof. Lennox in Vorträgen immer und immer wieder betont, ist nicht blind, sondern historisch und wissenschaftlich begründet. Empfehlenswert auch Lennox’ Webseite www.johnlennox.org, wo sich Texte, Fragenbeantwortungen, Vortrags- und Debattenmitschnitte zur Thematik des Buches und darüber hinaus finden.
Kleine Leseprobe aus dem Nachwort „Jenseits der Wissenschaft, aber nicht jenseits der Vernunft“, S. 295: „Mein Fazit ist, dass die Wissenschaft keineswegs Gott begraben hat. Denn die wissenschaftlichen Ergebnisse weisen auf seine Existenz hin, und das Unternehmen Wissenschaft als solches verdankt seine Kraft der Existenz Gottes.
Wir alle, auch wenn wir keine Wissenschaftler sind, müssen uns für Grundannahmen entscheiden, von denen wir ausgehen. Dafür stehen nicht viele Optionen zur Verfügung – eigentlich nur zwei. Entweder verdankt die menschliche Intelligenz ihren Ursprung geistloser Materie, oder es gibt einen Schöpfer. Es befremdet, wenn einige behaupten, dass ihre Intelligenz sie dazu bringt, Ersteres dem Zweiten vorzuziehen.“
Inhalt:
- Krieg der Weltanschauungen
- Reichweite und Grenzen der Wissenschaft
- Reduktion, Reduktion, Reduktion
- Geplantes Universum?
- Geplante Biosphäre?
- Wesen und Bereich der Evolution
- Ursprung des Lebens
- Der genetische Code und sein Ursprung
- Information
- Die Affenmaschine
- Ursprung der Information
- Verletzung der Naturgesetze? Das Vermächtnis von David Hume
- Nachwort: Jenseits der Wissenschaft, aber nicht jenseits der Vernunft
Ursprünglicher Link: https://www.wort-und-wissen.org/rezension/hat-die-wissenschaft-gott-begraben-ausgabe-2009/
Das Buch im Shop: https://www.wort-und-wissen.org/produkt/hat-die-wissenschaft-gott-begraben/

John Lennox: „Hat die Wissenschaft Gott begraben? (Ausgabe 2002)“
Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen.
R. Brockhaus Verlag Wuppertal 2002 herausgegeben vom Institut für Glaube und Wissenschaft ISBN 3-417-24358-0, 144 Seiten
Nachfolgend eine Rezension von Peter Imming:
John Lennox ist Mathematiker und durch Vorträge und Aufsätze, in denen er sich für die Wahrheit des christlichen Glaubens einsetzt, bekannt geworden. Das hier rezensierte Buch basiert auf einer Vorlesungsreihe, die er im Dezember 2000 am Department of Continuing Education der Universität Oxford hielt, der er als „Research Fellow“ (forschendes Vollmitglied) des Green College angehört. Es stellt – wie im Klappentext beschrieben – „einen Versuch dar, die Argumente der modernen Naturwissenschaften in der Auseinandersetzung zwischen der atheistischen und der theistischen Deutung des Universums zu beurteilen.“ Mindestens diesem Ziel wird es nach Meinung der Rezensenten hervorragend gerecht, und die Vorträge sind in harmonischer und aufeinander aufbauender Weise überarbeitet und zusammengestellt.
Im ersten Kapitel seines Buches zeigt Lennox, daß es sich in der heutigen Diskussion nicht – wie häufig dargestellt – um einen Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben handelt, sondern vielmehr um einen Dissens zwischen zwei diametral entgegengesetzten Weltbildern: des Naturalismus/Materialismus und des Theismus. In einem historischen Rückblick zeigt er auf, daß viele Naturwissenschaftler ihre Forschungen gerade wegen ihres Glaubens an einen Schöpfergott betrieben. Darwin andererseits entwickelte die Evolutionstheorie, weil er eben nicht von einer theistischen Prämisse ausging, und nicht, weil ihn Beobachtungen und Funde dahin zwangen.
Lennox zweites Thema ist das Wesen der Wissenschaft. Ist Wissenschaft objektiv? Er zeigt auf, daß das jeweilige Weltbild den Rahmen, in dem Wissenschaft betrieben wird, vorgibt und die Forschungsergebnisse und ihre Deutung beeinflußt. Der Ausschluß eines anderen Weltbildes mit seinen Interpretationen der wissenschaftlichen Fakten kann zu falschen Ergebnissen führen und Wisenschaft zu einem Mythos werden lassen, eine subtile Gefahr bei einigen Naturwissenschaftlern und Philosophen heute, wie er meint.
Nachdem Lennox die Begriffe des methodischen, erkenntnistheoretischen und ontologischen Reduktionismus erklärt hat, zeigt er ihre Anwendungsbereiche und Grenzen auf. Anschließend wendet er sich dem Thema „Planung oder Zufall“ zu. Er differenziert Zufallsarten und legt dar, daß aufgrund wissenschaftlicher Entdeckungen in Kosmos und Mikrokosmos inzwischen auch viele naturalistische Forscher unsere Existenz nicht mehr nur dem „historischen Zufall“ zuschreiben wollen.
Er erklärt anhand von Beispielen die rationale Verständlichkeit, Feinabstimmung und präzise Strukturierung des Universums (das anthropische Prinzip) und zeigt, daß dies alles auf einen intelligenten Planer und Gestalter hinweist; einzige Alternative sei nur die Multiversum-Hypothese, die aber ins Reich der Science Fiction gehört.
Bei der Frage nach dem Anfang des Universums und der Zeit diskutiert er die Unfähigkeit von Naturgesetzen, Naturvorgänge in Gang zu bringen.
Dann wendet er sich der belebten Natur zu und zeigt, wie stark die neuesten Forschungen in Zell- und Molekularbiologie auf einen Bauplan hinweisen. In früheren Zeiten war es ja die Größe und Unbekanntheit des Makrokosmos, die den Menschen in erster Linie von der Kraft Gottes (Röm. 1,19-20) kündete; heute dagegen ist es die nicht-reduzible Komplexität dessen, was wir vom Mikrokosmos verstehen (Zellen, Proteine, biochemische Regulationen). Lennox geht auch auf verschiedene Erklärungsversuche der Emergenz und Selbstorganisation ein. Er widerlegt das Argument des blinden Uhrmachers und zeigt, daß die Aussage, Evolution (ein Mechanismus) schließe die Existenz Gottes (eines Urhebers) aus, ein kategorischer Erklärungsfehler ist.
Er erklärt die Begriffe Variation, Mikroevolution, künstliche Auslese – heute noch immer beobachtbare Phänomene – und kontrastiert sie mit dem Begriff Makroevolution. Letzteres ist eine nicht beobachtbare Theorie über historische Ereignisse. Mutation ist eigentlich chemische Evolution und als solche bei heutigen Organismen fast immer degenerierender Art. Er zeigt, daß aus der Fossildokumentation nicht zwingend auf Abstammung geschlossen werden kann. Er veranschaulicht anhand einiger Rechenbeispiele mit der Affenmaschine, daß der Zufall keine Proteinketten erzeugen kann und widerlegt den Versuch Richard Dawkins, in der Unwahrscheinlichkeit die Zufälligkeit drastisch zu reduzieren.
Im abschließenden Kapitel legt er dar, daß unser Dasein Sinn und Zweck hat, weil das ewige Gott-Wort Architekt und Urheber dieses Universums ist und die Ergebnisse der Wissenschaft dies bezeugen.
Insgesamt ist das Buch eine sehr gelungene Zusammenstellung der Argumente für eine theistische Sicht des Universums. Freilich geht Lennox Detailfragen der geistlichen Auseinandersetzung um Schöpfung oder Evolution aus dem Weg. Gott gibt uns mit Genesis Kap. 1 bis 11 einen Bericht über die Urzeit der Erde, dessen historische Richtigkeit sehr in Frage gestellt wird – leider sogar aus Teilen des christlichen Lagers. Lennox behandelt nicht, wie mit dieser naturalistischen oder theologischen Bibelkritik umgegangen werden kann. Das ist aber auch nicht schlimm, da man in einem Taschenbuch nicht alle Fachfragen und -argumente unterbringen kann. Vielmehr folgt sein Buch der Argumentationsweise der „Intelligent-Design“-Bewegung. Das ist durchaus biblisch gerechtfertigt: Römer 1, 19-20 sagt ja, daß wir Gott in der Natur nicht direkt finden können, sondern Götzendiener würden, wenn wir ihn in der Natur zu finden glaubten. Aber Seine Kraft und Anwesenheit wird in der Natur gesehen. Für alles, was darüber hinaus geht, sind wir auf Seine Selbst-offenbarung in der Bibel und in Jesus angewiesen. Und Lennox geht mit seiner Argumentation gerade so weit, wie man „wissenschaftlich“ gehen kann, wenn man keine naturalistische Brille auf hat.
Lennox’ Buch ist zugleich eine Fundgrube prägnanter Zitate. Dem Übersetzer Jan Carsten Schnurr ist für das sehr gut lesbare Deutsch zu danken. Wortschatz und Duktus machen das Buch nach Meinung der Rezensenten zu einer sehr anspruchsvollen Lektüre für Leser, die wissenschaftliches Vokabular und Argumentationsweise nicht gewohnt sind.
Hoffentlich findet das Buch dennoch eine weite Verbreitung. Studenten der Geistes- wie auch Naturwissenschaften ist es sehr zu empfehlen, auch zum Weitergeben an Nicht-Christen, um über Gründe für und Inhalte des Glaubens an Gott ins Gespräch zu kommen.
Ursprünglicher Artikel: https://www.wort-und-wissen.org/rezension/hat-die-wissenschaft-gott-begraben-ausgabe-2002/
Das Buch im Shop: https://www.wort-und-wissen.org/produkt/hat-die-wissenschaft-gott-begraben/