Erdbeben im Heiligen Land
Etwa die Hälfte der 400 in Israel bislang archäologisch erschlossenen Stätten weist Verwüstungsspuren durch Erdbeben auf. Dies ist das Ergebnis langjähriger Studien der Geophysiker Amos Nur (Stanford University) und Hagai Ron (Geophysical Institute of Israel). Nach Meinung dieser Wissenschaftler sind verschiedene Zerstörungen antiker kanaanitischer Städte sehr viel einsichtiger durch tektonische Aktivität als – wie bisher vielfach angenommen – durch Kriegseinwirkung zu erklären. Dies betrifft beispielsweise Zerstörungen in Megiddo und Jericho. Nur & Ron fanden eine signifikante Häufung von Verwüstungen auf den beiden Verwerfungslinien entlang des Jordangrabens zwischen dem Roten Meer und dem See Genezareth und zwischen dem Karmel und dem Gilboa. Archäologische Indizien für ein Erdbeben sind u. a. gerichtet umgestürzte Säulen, kollabierte Mauern, verrutschte Schlußsteine und zerschmetterte Skelette. Dazu kommt das regionale Muster der Zerstörungen. Historische Quellen, einschließlich der Bibel, berichten über nicht weniger als 11 verheerende Erdbeben seit ca. 1400 v. Chr. Bekanntestes Beispiel sind die um 1400 v. Chr. eingestürzten Mauern Jerichos, die von manchen Forschern mit dem Bericht von der israelischen Landnahme unter Josua in Verbindung gebracht werden.
[Nur A & Ron H (1997) Earthquake! Inspiration for Armageddon. Biblical Archaeology Review 23, No. 4, 48-55.]
UZ
Ursprünglicher Artikel: https://si-journal.wort-und-wissen.org/sij/article/view/4043/7731