Eröffnung unserer archäologischen Sonderausstellung in Wuppertal

Eröffnung unserer archäologischen Sonderausstellung in Wuppertal

Eintauchen in die Welt der biblischen Patriarchen – dazu lädt unsere neu eröffnete Sonderausstellung „Zuhause und in der Fremde“ im Bibelmuseum Wuppertal ein (www.bibelmuseum.de). Fundiert und liebevoll gestaltete Dioramen sowie wertvolle Originalfunde, hochwertige Replikate und multimediale Einrichtungen nehmen den Besucher mit hinein in eine Zeit vor über 3500 Jahren.

Von Timo Roller

Am 13. November 2015 wurde die Sonderausstellung offiziell eröffnet, Museumsleiter Dr. Stefan Drüeke freute sich über etwa 60 Gäste, die zur kleinen Eröffnungsfeier eingetroffen waren. Das Bibelmuseum bietet vielfältige und sehr anschauliche Informationen über die Entstehung, Archäologie und Verbreitung der Bibel. Daneben gibt es eine Abteilung über viele Fragestellungen aus dem Spannungsfeld Schöpfung und Evolution. In einem separaten Ausstellungsraum befindet sich nun die von Wort und Wissen initiierte archäologische Sonderausstellung.

Gott handelt in der Geschichte und durch die Geschichte

Dr. Henrik Ullrich, der Vorsitzende unserer Studiengemeinschaft, betonte in seinem Grußwort: „Gott handelt in der Geschichte und durch die Geschichte.“ Der heute weit verbreiteten Auffassung, die biblischen Erzvätergeschichten seien aus alten Mythen entstanden, hielt er entgegen, man erfinde keine Geschichte, um Volksidentität zu stiften. Die Berichte in den Mosebüchern seien „wahre Geschichten auch im historischen Sinn“. Für die Weltgeschichte und auch das persönliche Leben gelte: „Wir dürfen Gottes Handeln auch heute und künftig erwarten.“

Blick auf die Dioramen. Links und im Vordergrund: Frühisraelitisches Haus und Grab (Tell ed-Daba/Ägypten). Hinten: ägyptische Amtsstube mit vorderasiatischem Würdenträger und ägyptischem Soldat. (www.bibelmuseum.de)

Unser Archäologe Dr. Peter van der Veen, der die Ausstellung konzipiert und gemeinsam mit dem Bibelmuseum verwirklicht hat, nahm die Zuhörer mit hinein in die Entstehung der Ausstellung: Bereits vor vier Jahren wurde die Zusammenarbeit in Erwägung gezogen. Die Entscheidung, mit Stefan Drüeke zusammenzuarbeiten, ist eine sehr vielversprechende und leicht realisierbare Alternative zur ursprünglichen Vision, ein eigenes Wort-und-Wissen-Museum zu errichten. Inhaltliche Ausrichtung und wissenschaftliche Qualität stimmen bestens mit unseren Anforderungen überein.

Die Verwirklichung der Sonderausstellung dauerte zwei Jahre. Peter van der Veen erzählte, wie es manchmal an ein Wunder grenzte, dass genau die passenden Fundstücke zum richtigen Zeitpunkt für erschwingliche Summen beschafft werden konnten.

Der Archäologe ist von der historischen Wahrheit der Erzväterberichte überzeugt: „Es sind nicht nur schöne Geschichten, es sind wahre Geschichten.“ Er stellte das Bekenntnis aus Psalm 78 ans Ende seiner Rede: „Was wir gehört haben und wissen und unsere Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern; wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat“ (Psalm 78,3–4).

„Wir verkündigen den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.“

Am Eröffnungstag nahm Peter van der Veen die Besucher in kleineren Gruppen gleich mit hinein in die Ausstellung und erklärte aus erster Hand die Dioramen und Fundstücke, ihre Geschichte und die Erkenntnisse, die sich aus ihnen ergeben.

In mehreren Stationen führt die Ausstellung dem Besucher die Zeit der Patriarchen vor Augen. Die Welt Abrahams war bereits geprägt von einer Blüte der ersten Hochkulturen, Handel und Gelehrsamkeit waren selbstverständlich. Abraham und seine Familie waren allenfalls Halbnomaden, denn sie kamen aus der Großstadt Ur, dem Zentrum eines Imperiums. Nach einem Zwischenstopp in Haran, wo umliegende Orte an die Namen von Abrahams Vorfahren erinnern, blieb Abraham auch in Kanaan ein umherziehender Fürst: Klimatische und politische Umstände prägten den nomadischen Lebensstil: Die Sippe siedelte meist in der Nähe von Städten im Süden des heutigen Israel, kam aber auch bis nach Ägypten. Reichtum sowie politischer und militärischer Einfluss Abrahams waren groß. Dies ergibt sich übereinstimmend aus dem biblischen Bericht und der archäologisch rekonstruierten Umwelt des alten Orients. Für die Katastrophe am Toten Meer, die zur Zerstörung von Sodom und Gomorra führte, gibt es archäologische Hinweise aus der Zeit Abrahams.

Nach Ägypten führt die Ausstellung den Besucher auf der Suche nach Spuren von Jakob und seinen Söhnen und vor allem von Josef, der wohl unter dem Pharao das Amt eines Obervermögensverwalters innehatte. Manche Objekte, die in der Ausgrabungsstätte Avaris im Nildelta entdeckt wurden, könnten Josef gehört haben, darunter eine lebensgroße Statue.

Ein Diorama zeigt einen vorderasiatischen Würdenträger in seiner Amtsstube. Der Nachbau in Lebensgröße basiert auf einer Miniatur, die als Grabbeigabe des Obervermögensverwalters Meketre gefunden wurde – möglicherweise also eines Kollegen von Josef aus der gleichen Epoche. Das Leben der Menschen, die wir aus der Bibel kennen, kommt im Nachbau eines Hauses aus Avaris zum Greifen nahe – ebenso wie der Tod, der durch ein originalgetreues vorderasiatisches Grab aus der gleichen Ausgrabungsstätte gezeigt wird.

Belege für die historische Glaubwürdigkeit der Erzväterberichte

Durch Tafeln und interaktive Medien geht die Ausstellung auch auf entscheidende chronologische Fragen ein, auf scheinbare Widersprüche oder auf faszinierende Detailfragen: War ein anderes Ur, das ganz in der Nähe von Haran lag, Abrahams Heimatstadt? Wie hieß der Pharao zur Zeit von Josef? Welche ägyptischen und kanaanäischen Einflüsse sind bei den Bewohnern von Avaris zu erkennen?

Vitrine mit Hausgottheiten aus der Nähe von Harn.

Insgesamt bringt die Ausstellung sehr viele und überzeugende Belege für die historische Glaubwürdigkeit der Erzväterberichte und auch für die frühe schriftliche Festlegung des ersten Mosebuches. Sie ist damit für Bibelinteressierte, die Einsicht in biblische Geschehnisse gewinnen wollen, ebenso bestens geeignet wie auch für Theologen und Altertumsforscher, die eine überaus fundiert präsentierte alternative Sichtweise auf die Ursprünge des israelitischen Volkes sowie des jüdischen und christlichen Glaubens erhalten können.

In den Bereichen Bibelmuseum, Schöpfungsmuseum und Sonderausstellung kann man sich gut und gerne mehr als einen Tag aufhalten – und so getrost mindestens eine Übernachtung in Wuppertal buchen, denn ein Besuch lohnt sich auch bei einer längeren Anfahrt!

Es gibt auch heute noch (2025) unsere Sonderausstellung im Bibelmuseum Wuppertal: https://www.bibelmuseum.de/