Inschrift bezeugt „Haus des Herrn“

Inschrift bezeugt „Haus des Herrn“

Zwei außerordentlich wichtige Schriftzeugnisse sind unlängst auf dem Antiquitätenmarkt aufgetaucht. Die beschriebenen Tonscherben gehören zur Privatkollektion des Londoner Sammlers Shlomo Moussaieff. Obwohl ihre Herkunft völlig unbekannt ist, halten die Experten die Scherben für authentisch. Die althebräische Schrift des Materials, das aus ein und derselben Quelle zu stammen scheint, deutet auf eine Entstehung im 7. bis 9. Jhd. v. Chr. hin. Von besonderer Bedeutung ist die Bezeichnung Bjt Jhwh („Haus oder Tempel Jahwes“), die sich außerhalb des Alten Testaments bisher nur in einer einzigen Quelle gefunden hat. Dabei handelt es sich um einen Ostrakon aus Arad. Daneben sehen manche Wissenschaftler einen Hinweis auf einen aus Elfenbein geschnitzten Granatapfel, der vermutlich einmal zum Zepter eines Priesters im salomonischen Tempel gehört hat. Da hier jedoch vom Namen Jahwe nur der letzte Buchstabe erhalten ist, ist die Lesart bis heute umstritten. So hat man anstelle von Jahwe den Namen der kanaanitischen Göttin Ashera vermutet, der im Orginal mit demselben Buchstaben endet. Die Bedeutung des neuen Fundes liegt darin, daß die Inschrift sehr gut erhalten und mindestens 100 Jahre älter ist als die bisher bekannte. Es handelt sich um eine Art Zahlungsanweisung oder Quittung für einen Betrag an den Tempel. Wörtlich heißt es: „Gemäß der Weisung Aschijahus des Königs an dich. Übergib zu Händen [Z]echarjahus Silber von Tarsis für das Haus Jahwes. Drei Schekel.“ Der Name Aschijahu bedeutet in seinem Stamm soviel wie „Jahwe hat gegeben“. Mit Joasch (835-796 v. Chr.), Josia (640-609 v. Chr.) und Joahas (803-787 v. Chr.) haben zwei judäische und ein israelitischer König einen Namen mit dieser Wurzel getragen. Die Herausgeber des Textes, Pierre Bordreuil (Paris), Felice Israel (Genua) und Dennies Pardee (Chicago) datieren die Scherben ins späte 7. Jhd. v. Chr., was auf den Tempelreformer Josia weisen würde. Priester mit den Namen Zecharjahu (Zacharias) sind im Alten Testament und in außerbiblischen Quellen gut bezeugt. Die zweite Scherbe aus Moussaieffs Sammlung wurde vermutlich von demselben Schreiber beschrieben wie die erste. Sie enthält die Bittschrift einer Witwe wahrscheinlich eines höheren Beamten, ihr einen Teil des Erbes ihres Gatten zu überlassen.

[Bordreul P, Israel F & Pardee D (1997) Deux Ostraca Paleo-Hebreux de la Collection Sh. Moussaieff, Semitica 46, 49ff.; vgl. auch: Shanks H (1997) Three shekels for the lord. Ancient inscription records gift to Solomon’s Temple. Bibl. Archaeol. Rev. 23, 28-32] UZ

Ursprünglicher Artikel: https://si-journal.wort-und-wissen.org/sij/article/view/3996/7640