Paradiesdarstellung aus dem 3. Jt. v. Chr.

Paradiesdarstellung aus dem 3. Jt. v. Chr.

Bericht von Richard Wiskin (ursprünglicher Titel: „Habt ihr etwas gefunden?“)

Abb. 1: Abrollung eines Rollsiegels aus dem 3. Jt. v. Chr. mit möglichen außerbiblischen Hinweisen (Baum, flankierende Gestalten und Schlange) auf den Garten Eden. (Foto: R. Wiskin).

Vor einigen Jahren standen Peter van der Veen und ich an jenem Bach im Elatal zwischen Aseka und Socho, wo David, gemäß 1. Samuel 17,1-3, einst auf Goliat traf. Nachdem wir wie David fünf geglättete Steine vom Bachbett (V. 40) gesammelt hatten, feuerte ich begeistert per SMS eine Botschaft an unsere vier Jugendlichen ab: „Haben soeben die fünf Steine Davids entdeckt!“ Postwendend kam von einer unserer Töchter die Antwort zurück: „Irrtum! Es sind nur noch vier, der fünfte steckt im Kopf – den solltet ihr finden!“ Ich habe ihr zu ihrer Bibeltreue gratuliert.

In der Zwischenzeit war ich öfter sowohl mit Gruppen als auch alleine an jenem Bach. In diesem Sommer wurden mit unserem ausgezeichneten Team von Freiwilligen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Zusammen-arbeit mit der Universität Bar Ilan in Gat Ausgrabungen vorgenommen. Peter und ich haben auch mehrmals die Ruinenreste der Jebusiterstadt in Jerusalem, wo gemäß 1. Sam. 17, 54 David den besagten Kopf schlußendlich hinbrachte, untersucht. Aber den fünften Stein, geschweige denn den Kopf, haben wir nie entdeckt – und ehrlich gesagt haben wir ihn auch nicht gesucht. Doch sicherlich wird jeder aus dem Team die Frage gehört haben: „Habt ihr etwas gefunden?“ Als ob es in der Archäologie hauptsächlich darum ginge, sensationelle Funde zu machen. Freilich ist in diesem Sommer in Gat Großartiges ans Licht gekommen: ganze Gefäße, Kultgegenstände, Siegel, Gräber, vom Krieg zerstörte Stadtteile und vieles mehr. Aber wichtiger für unsere Archäologen waren oft die zahlreichen kleinen Tonscherben und freigelegten Bauten, die Auskunft geben über das Leben in jener Stadt – beispielsweise zu Zeiten der judäischen Monarchie, als Gat vom syrischen König Hasael erobert wurde (2. Kön. 12, 18). Einige Männer aus unserem Team haben sogar mit bodendurchdringendem Radar nach dem Verlauf eines etwa zwei Kilometer langen, fünf Meter tiefen und acht Meter breiten Belagerungsgrabens – wahrscheinlich von Hasael um Gat erbaut – geforscht.

„Habt ihr etwas gelernt?“ Das wollen wir doch hoffen – beispielsweise weshalb David den Kopf des besiegten Philisters ausgerechnet nach Jerusalem, der damaligen Stadt der Jebusiter, brachte! Wissen Sie es? Mehr darüber wäre im Vortrag David und Goliat bzw. bei einer der nächsten Studienreisen zu erfahren! Weitere derartige Studienaufenthalte (mit oder ohne Ausgrabung) sind für 2004 und 2005 geplant (s. Kasten). Jeder wird bestimmt anschließend seine Bibel mit ganz anderen Augen lesen.

Und wie ist die Lage vor Ort? Auf den zuletzt durchgeführten Reisen hat das Team von den in den Medien berichteten Spannungen in Israel relativ wenig gespürt. Im Gegenteil: Die Teilnehmer haben erfahren dürfen, daß sowohl die meisten Israelis wie auch Palästinenser sich nichts anderes wünschen, als in Frieden miteinander leben zu können. Während zahlreichen, auf das Alte Testament ausgerichteten Studienreisen von Beerscheba im Süden bis Dan im Norden ergaben sich manche spontane Begegnungen. Somit hat die Spurensuche nicht nur neues Licht auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart geworfen.

Ursprünglicher Artikel: https://www.wort-und-wissen.org/info/4-04/